ARRIVO BERLIN Soziales hat 2024 bereits 60 Geflüchtete in Ausbildung oder Arbeit gebracht
Geflüchtete, Bleibeperspektive, Fachkräftmangel, Krise in der Pflege, fehlende Erzieher:innen, unbesetzte Ausbildungsplätze, drohende Arbeitslosigkeit – die Schlagwörter vieler aktueller politischer Diskussionen finden sich auch im Projekt ARRIVO BERLIN Soziales wider. Das vierköpfige Team versucht den vielen Herausforderungen etwas entgegenzusetzen, indem es Menschen mit Fluchthintergrund in Arbeit und Ausbildung im Pflege- und Bildungsbereich bringt.
Allein in den ersten drei Quartalen des Jahres 2024 hat ARRIVO BERLIN Soziales 60 Menschen aktiv unterstützt, einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz in einer sozialen Einrichtung in Berlin zu finden, vor allem als Sozialassistent:in oder Erzieher:in.
Eine der wichtigsten Aufgaben besteht darin, den Teilnehmenden genau zu erklären, wie sie sich auf dem Arbeitsmarkt bewegen und was sie tun müssen, um die Hindernisse auf dem Weg zu einen Arbeitsvertrag oder einen Ausbildungsplatz zu überwinden. Denn der Arbeitsmarkt im sozialen Bereich kann ein wahrer Dschungel sein für diejenigen, die sich nicht damit auskennen. Aber er bietet tatsächlich auch viele Möglichkeiten für alle Bildungsniveaus.
Viele unserer Teilnehmenden wissen zum Beispiel nicht, dass sie ihre Schulzeugnisse übersetzen und anerkennen lassen müssen. Ist diese kleine Hürde erst einmal überwunden, eröffnen sich viele Möglichkeiten, wie zum Beispiel direkt einen Vertrag mit einer Ausbildungsstätte zu bekommen. Unbekannt ist oft zudem, dass für die Arbeit in einem Kindergarten nicht unbedingt eine 3- oder 4-jährige Ausbildung nötig ist, sondern dass auch Quereinsteiger:innen den Erzieherberuf ergreifen können.
Auch wissen viele Menschen mit Fluchthintergrund nicht, dass sie wieder kostenlos in die Schule gehen und mit der neunten Klasse beginnen können. Denn sehr oft wurden die Schulzeugnisse im Herkunftsland zurückgelassen, und es ist unmöglich, sie zurückzubekommen, etwa aufgrund von Krieg oder hoher Korruption in Behörden. Hinzu kommt: auch in einer sehr prekären rechtlichen Situation kann eine Ausbildung begonnen und mit einer Ausbildungsduldung der Aufenthalts gesichert werden.
Das Ausbildungssystem im deutschsprachigen Raum ist in seiner Form einmalig – und muss sorgfältig erklärt werden. Konzepte wie zum Beispiel „Duale Ausbildung“, „Schulische Ausbildung“, „Schulgeld“, „BAföG“ sind nicht immer selbsterklärend. Eine Ausbildung ist eine großartige Möglichkeit für viele Geflüchtete, eine wirtschaftliche Stabilität zu erreichen. Und sie ist eine großartige Chance für die Stadt Berlin, die einen enormen Bedarf an Arbeitskräften hat.
Mit unserer Begleitung sind viele Geflüchtete in der Lage, auf der Grundlage ihrer bisherigen Erfahrungen den richtigen Weg in einen Beruf zu finden. Denn im sozialen Bereich findet sich immer einen Weg, ob mit oder ohne Schulabschluss. Was wir unseren Klient:innen auch mitgeben wollen, ist der Mut, sich in den Dschungel der Arbeitswelt zu wagen, der nach ihnen sucht.
Francesca Rizzo ist Projektleiterin von ARRIVO BERLIN Soziales.