
Reflexionen und Abschiedsgruß zum Projektende – ein Beitrag aus der Projektbetreuung
Nach acht Jahren intensiver Arbeit endet das Projekt ARRIVO BERLIN SHK mit dem Träger Innung SHK Berlin zum Jahresende 2025. In dieser Zeit hat das Projekt zahlreiche Geflüchtete in Berlin auf ihrem Weg in Ausbildung und Beschäftigung begleitet und nachhaltig unterstützt.
Zum Projektabschluss haben wir Verena Baer, Projektbetreuung und Coach des Projekts, eingeladen, einen Einblick in die Projektjahre zu geben. In ihrem folgenden Beitrag teilt sie prägende Momente, Herausforderungen und Erfolge und richtet zugleich einen herzlichen Abschiedsgruß an ihr Team sowie alle Partner:innen.
Wir bedanken uns als Koordinierende Stelle herzlich für die langjährige und engagierte Zusammenarbeit im Verbund und freuen uns, den Projekt-Rückblick hier mit Ihnen zu teilen.

Ein Beitrag von Verena Baer, ARRIVO BERLIN SHK Projektbetreuung und Coach:
Es waren erfolgreiche acht Jahre, in denen viel aufgebaut wurde, in denen es auch immer wieder Veränderungen und Weiterentwicklungen gegeben hat und in denen vor allem viele Kolleg:innen vor mir eine großartige Arbeit geleistet haben. Aber vielleicht fange ich doch am Anfang an: Ein wirkliches Anliegen ist es mir, zu beschreiben, wie und weshalb ARRIVO BERLIN SHK entstanden ist. Denn das erklärt auch, warum wir nun letztendlich nicht mehr unter der ARRIVO BERLIN Dachmarke verbleiben werden.
Im damaligen Ausbildungszentrum der SHK Innung Berlin gab es seit Anfang 2017 bereits das Projekt BOF (Berufsorientierung für Flüchtlinge). Ziel war, durch die gezielte Berufsorientierung Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund auf den Beruf Anlagenmechaniker:in SHK vorzubereiten und anschließend in Ausbildung zu vermitteln.
Zu Beginn war die Laufzeit von BOF auf 3 Monate beschränkt und daraus ergab sich eine Lücke in der Bildungskette, denn der unmittelbare Übergang von vorbereitender Maßnahme in die betriebliche Ausbildung konnte nicht immer gewährleistet werden. Und so entstand unter der ARRIVO BERLIN Dachmarke am 01.06.2017 ARRIVO „Starthilfe für Geflüchtete in Ausbildung (SHG)“, gefördert durch die SenIAS. Der wesentliche Gedanke dahinter war, die unbetreute Phase zwischen Berufsorientierung, in den sich die Teilnehmenden für den Beruf Anlagenmechaniker:in SHK bereits entschieden hatten, und dem Ausbildungsbeginn möglichst kurz zu halten.
Das Projekt SHG startete im Juni 2017 und begleitete die jungen Geflüchteten direkt nach Abschluss der BOF-Maßnahme bis zum tatsächlichen Ausbildungsbeginn und während der ersten sechs Monate der Ausbildung, um Abbrüche zu verhindern. In dieser Zeit standen die Coaches stets in engem Kontakt zu den Azubis und den Betrieben, um die Integration zu erleichtern und schnell auf mögliche Störungen und Schwierigkeiten reagieren zu können.
Mindestens genauso wichtig war die Arbeit unserer Fachdozent:innen, die dabei unterstützten
- Lernkompetenzen zu entwickeln
- gezielt die Berufsschulinhalte aufzuarbeiten
- und das Fachdeutsch zu vermitteln, das Anlagenmechaniker:innen SHK brauchen.
Zur weiteren Stabilisierung auch im täglichen Leben brauchten die Azubis sozialpädagogische Betreuung, wie z.B.:
- Individuelles Coaching
- Hilfestellung bei Fragen des Aufenthaltrechts mit Vermittlung zu Rechtsberatungen
- Unterstützung bei Fragen der finanziellen Sicherung
- Hilfestellung bei der Suche nach adäquatem Wohnraum
- Begleitung bei Behördengängen
- Vermittlung bei Konflikten im Ausbildungsbetrieb
Ab dem 01.01.2019 wurde der Name in ARRIVO BERLIN SHK geändert und, um den weiterhin bestehenden Unterstützungsbedarf der Azubis zu sichern, wurde die Teilnahmezeit auf 18 Monate erhöht. Bis zuletzt waren es sogar 22 Monate. So konnten und können wir unsere Azubis sehr gezielt und individuell, inklusive einer internen Vorbereitung bis zum 1. Teil der Gesellenprüfung unterstützen und begleiten.
Was unterscheidet dieses Projekt von den anderen? Wenn wir auf unsere Homepage von ARRIVO BERLIN gehen, steht da als Erstes sichtbar:
„Berufsorientierung für Branchen der Zukunft
Sie wissen noch nicht genau, welcher Beruf der passende für Sie ist? Dann finden Sie es in einem der folgenden Projekte heraus und lassen sich beraten.“
Die Geflüchteten, für die ARRIVO BERLIN SHK erdacht und entwickelt wurde, haben in der Regel jedoch bereits eine Berufsorientierung im Bereich Anlagenmechanik absolviert und bereits einen Ausbildungsplatz. So sie diesen noch nicht haben, wissen sie, was die Inhalte des Berufs sind, verfügen über praktische Erfahrung in diesem Bereich und haben schon Kenntnisse über das duale Ausbildungssystem in Deutschland.
Nachdem ich also jetzt nochmal die wichtigsten Inhalte und auch konzeptionellen Unterschiede von ARRIVO BERLIN SHK dargestellt habe, möchte ich doch natürlich auch ein paar persönliche Worte schreiben. Über all die Jahre ARRIVO BERLIN SHK haben Coaches und Dozent:innen für das Projekt mit Professionalität, großem Fachwissen und viel Herz das aufgebaut, was ich die letzten drei Jahre fortführen durfte. Ohne sie wäre das Projekt nicht so erfolgreich geworden.
Seit Anfang 2022 arbeite ich bei ARRIVO BERLIN SHK als sozialpädagogische Betreuerin und ich habe vorher noch keine berufliche Tätigkeit ausgeübt, die mir so viel Freude gemacht hat. Sicher weiß ich, dass viele der herausfordernden Situationen, in denen die Teilnehmenden meine Unterstützung brauchen, systemimmanent sind. Und ich kann vielleicht nicht das System ändern, aber ich kann für und mit meinen Azubis bei Schwierigkeiten Lösungen finden, die ihnen ihr Leben erleichtern. Ich kann nur erahnen, was es bedeutet, in einem fremden Land neu anzufangen. Dass ich dabei unterstützen kann, kleine oder manchmal auch größere Hindernisse aus dem Weg zu räumen, macht meine Azubis und dadurch auch mich ein wenig glücklicher.
Drei Beispiele an dieser Stelle: ein ehemaliger ARRIVO BERLIN Azubi ist Anfang 2025 Landesmeister von Berlin in der Gesellenprüfung geworden, einen anderen Azubi konnten wir bei der Härtefallprüfung unterstützen, mit positivem Ausgang. Und Betriebe treten tatsächlich von sich aus an uns heran, und fragen, ob wir ihre Azubis unterstützen können. Und diese freuen sich sogar über den zusätzlichen Unterricht.
Dass ARRIVO BERLIN SHK inhaltlich ohne meine Kolleg:innen, die den Förderunterricht durchführen, gar nicht möglich wäre, habe ich bereits erwähnt. Hinzufügen möchte ich aber noch, wie positiv und konstruktiv die Teamarbeit mit ihnen für mich persönlich immer gewesen war und ist.
An dieser Stelle sei angemerkt, dass ich die Innung SHK Berlin nicht verlassen werde. Aber meine Kolleg:innen, die nicht direkt mit mir, aber in anderen Projekten der SHK arbeiten, möchte ich kurz hier erwähnen. Schön, dass ihr da seid, ihr macht die Arbeit häufig leichter und bunter.
Ein Dankeschön geht an Patrick Heber, meinen Chef, der mir vor allem in diesem letzten Jahr sein Vertrauen gezeigt hat, indem er mir immer weitestgehend freie Hand bei meiner Arbeit gelassen hat. Wenn ich seine Unterstützung aber brauchte, konnte ich mich darauf verlassen, sie auch zu bekommen.
Wie immer meine Arbeit jetzt weitergehen wird, natürlich werden, meine Kolleg:innen der anderen ARRIVO BERLIN Teilprojekte, mir fehlen. Den fachlichen Austausch, die persönlichen Begegnungen, die zum Teil sehr besonders waren, die Fortbildungen, die mich auch in professioneller Hinsicht weitergebracht haben, all das werde ich sehr vermissen.
Und doch habe ich irgendwie das Gefühl, dass wir uns auch im Jahr 2026 begegnen werden. In diesem Sinn soll es kein wirklicher Abschied sein, sondern ein Auf Wiedersehen!
Verena Baer
ARRIVO BERLIN SHK




