Ein Workshop von, mit und für geflüchtete Frauen
Mit dem Workshop „Kontaktwerkstätten für Frauen“ wollen die ARRIVO BERLIN Übungswerkstätten geflüchtete Frauen ermutigen, eine Ausbildung in Berliner Handwerksbetrieben zu beginnen. Die praktische Erfahrung soll helfen, eine Brücke zwischen den Teilnehmerinnen und der Berliner Handwerkslandschaft zu schlagen. Im August wurde auf dem Tempelhofer Feld gesägt, gehämmert und geleimt.
Es ist Montagmorgen und ein kräftiger Wind pfeift über das Tempelhofer Feld. Zwei Frauen gekleidet in Regenjacken und Zunfthosen bauen einen weißen Pavillon auf. Diese temporäre Überdachung wird die nächsten fünf Tage eine Tischkreissäge, Baupläne und Holzlatten vor dem Regen schützen.
Inga Gaurgashvili und Karla Marsiske, die im vergangenen Jahr als einzige Frauen in ihrem Jahrgang eine Tischlerinnen-Ausbildung abgeschlossen haben, möchten nun ihre Erfahrungen mit einer Gruppe von Bewohnerinnen der Gemeinschaftsunterkunft Columbiadamm teilen. Der Workshop findet im Rahmen der „Kontaktwerkstätten für Frauen“ der ARRIVO Berlin Übungswerkstätten statt.
Inga, die selbst vor Beginn ihrer Ausbildung als Teilnehmerin der ARRIVO Berlin Übungswerkstätten erlebt hat, weiß wie wichtig professionelle Unterstützung beim Ankommen in Deutschland und beim Einstieg in die Berufswelt ist, hilft dabei, kleinere sprachliche Barrieren zu überwinden. Fachvokabular wie Exzenterschleifer und Lamellofräse sitzt noch nicht auf Anhieb, das hält aber niemanden auf direkt loszulegen.
Das gemeinsame Ziel des Workshops ist der Bau eines „Tauschturms“ – ein Ort, an dem Kleidung, Bücher und andere Habseligkeiten getauscht und genutzt werden können, anstatt entsorgt zu werden. Thu Lan Nguyen, die Ehrenamtskoordinatorin der Unterkunft, erklärt, dass dieser Turm dazu beitragen soll, Ressourcen sinnvoll zu nutzen und die Gemeinschaft der Bewohner:innen zu fördern.
Unbeirrt und zielstrebig
Im Laufe der Woche nehmen insgesamt acht Frauen voller Enthusiasmus und Tatendrang am Workshop teil. Zwischen den Containerhäusern wird gesägt, gehämmert und geleimt. Die Teilnehmerinnen zeigen vollen Einsatz beim Bau des gemeinsamen Werkstücks. Vorbeigehende Bewohner kommentieren gelegentlich die Handhabung der Werkzeuge oder die Präzision der Arbeit, doch die Gruppe von Frauen arbeitet unbeirrt und zielstrebig weiter – auch dem schlechten Wetter zum Trotz.
Am Ende der Woche steht ein zwei Meter hoher Holzrahmen mit Stauraum für Kleidung, Bücher und Schuhe. Zur feierlichen Eröffnung gibt es Musik und kleine Häppchen, um den erfolgreichen Abschluss des Projekts zu feiern.
Leider sind nicht nur Frauen, sondern vor allem geflüchtete Frauen im Handwerk immer noch stark unterrepräsentiert. Der Workshop ist ein inspirierendes Beispiel dafür, wie Handwerk nicht nur praktische Fähigkeiten, sondern auch Gemeinschaft und Hoffnung schaffen kann. Besonders erfreulich ist, dass sich drei der Teilnehmerinnen nun für eine Berufsausbildung im Handwerk entschieden haben. Wir freuen uns darauf, ihren Weg weiterhin zu begleiten und sie dabei zu unterstützen, die neuen, dringend gebrauchten, Handwerkerinnen von morgen zu werden.