Die Arbeits- und Ausbildungssituation von Geflüchteten
Corona und die Folgen der Virusbekämpfung hatten 2020 bundesweit starke Auswirkungen auf die Arbeits- und Ausbildungssituation geflüchteter Menschen. Besonders in Berlin waren die Folgen erkennbar.
Arbeitsmarktsituation
„2020 brach die Wirtschaft bundesweit in einem Moment ein, in dem die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten Fahrt aufgenommen hatte“, stellte das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) bereits Mitte des Jahres fest. Der Einbruch traf auch den Berliner Beschäftigungsmarkt, auf dem die Arbeitslosenzahlen laut der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit (BA) unter anderem im Mai 2020 stark anstiegen (um 30 Prozent). In Berlin wurden vor allem Menschen in den Branchen Gastgewerbe, Dienstleistungen und Handel arbeitslos.
Auf dem in Mitleidenschaft gezogenen Berliner Beschäftigungsmarkt wirkte sich die Krise insbesondere auf die Arbeitslosenzahlen geflüchteter Menschen aus. Aus einer schriftlichen Antwort der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales (SenIAS) auf eine Anfrage aus dem Abgeordnetenhaus im Oktober 2020 ging beispielsweise hervor, dass die Arbeitslosigkeit in Berlin unter Menschen aus den acht von der BA definierten Asylherkunftsländern prozentual stark zunahm: im September 2020 stieg die Arbeitslosenzahl unter Geflüchteten beispielsweise um 46,4 Prozent.
Warum haben insbesondere Geflüchtete in der Coronakrise Schwierigkeiten, ihren Arbeitsplatz zu behalten? Dr. Ehsan Vallizadeh vom IAB weist in ihrem Interview mit dem „Mediendienst Integration“ darauf hin, dass Geflüchtete „besonders häufig in Berufszweigen [arbeiten], die von der Krise am stärksten betroffen sind.“ Hierzu zählt etwa die Gastronomie. Geflüchtete Menschen seien außerdem oft, so Vallizadeh, „noch nicht so lang im Betrieb beschäftigt und werden damit eher gekündigt“. Auch die Größe der Unternehmen ist ein Faktor: Geflüchtete arbeiten häufiger in kleinen und mittleren Betrieben, die weniger Rücklagen haben.
Ausbildungssituation
Die Zuwanderung geflüchteter junger Menschen wirkte sich in den vergangenen Jahren „stabilisierend auf die Bewerberzahl für Ausbildungsstellen aus“, so die BA. Zwischen Oktober 2019 und September 2020 bewarben sich 33.200 junge Geflüchtete auf eine solche Stelle, was einer Abnahme von 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht. Ab Anfang 2020 verzeichnete die BA auch in Berlin einen Rückgang der Zahlen: seit Mai 2020 sanken die monatlichen Werte im Vergleich zum Vorjahr um 11 bis 12 Prozent.
Die rückläufigen Bewerberzahlen wirken sich auf die Zahl der Auszubildenden mit Fluchthintergrund aus: 23 Prozent weniger Geflüchtete als im Vorjahr traten laut der BA im Oktober 2020 bundesweit ihre Ausbildung an. Damit ist es 31 Prozent der gemeldeten Bewerberinnen und Bewerber gelungen, eine Ausbildung zu beginnen. Dies stellt einen leichten Rückgang von 4 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr dar. Die Zahlen der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge in Berlin wiederum gingen nach einer Erhebung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) um etwa 14 Prozent zurück.
Quellen:
Abgeordnetenhaus Berlin: „Schriftliche Anfrage zum Thema: Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Arbeitslosigkeit von Migranten in Berlin“, Antwort vom 20. Oktober 2020. Link. (PDF 719 kB)
Bundesagentur für Arbeit Regionaldirektion Berlin-Brandenburg. „Der Arbeitsmarkt in der Region Berlin-Brandenburg“, Mai 2020. Link.
Bundesagentur für Arbeit: „Monatsbericht zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt November 2020“, Link.
Bundesagentur für Arbeit: „Personen im Kontext von Fluchtmigration – Deutschland, Länder, Kreise, Agenturen für Arbeit und Jobcenter (Monatszahlen)“, Mai 2020, Link.
—: „Monatsbericht zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt Oktober 2020“, Link.
—: „Personen im Kontext von Fluchtmigration – Deutschland, Länder, Kreise, Agenturen für Arbeit und Jobcenter (Monatszahlen)“, November 2020, Link.
IAB (Stefan Bernhard): „Die Folgen der Virusbekämpfung erschweren das Ankommen von Geflüchteten“, 15 Juni 2020, Link.
Mediendienst Integration: „Geflüchtete fürchten um ihre Jobs“, 7. August 2020, Link.