
Wie Betriebe durch Mut neue Mitarbeitende gewinnen können
Sprache stellt in der Ausbildung einen enormen Stellenwert dar. Ohne funktionierende Kommunikation können Arbeitsabläufe nicht klar vermittelt werden, der Unterrichtsstoff der Berufsschule bleibt lückenhaft und ein persönliches Miteinander kann zur Herausforderung werden. Umso wichtiger ist es, dass Unternehmen sich für Angebote öffnen, die über die Ausbildung hinausgehen: Beratungsangebote für Unternehmen, um sich Unterstützung zu suchen oder Fach- und Sprachangebote für Auszubildende. Beides bietet ARRIVO BERLIN.

Die Schlosserei drittwerk werkstatt für metallbearbeitung GmbH ist seit vier Jahrzehnten ein selbstverwalteter Metallbaubetrieb in Berlin – 1981 gegründet in Kreuzberg und seit 2011 in Neukölln. Die vier Gesellschafter:innen entscheiden kollektiv und beziehen die Meinung ihrer Auszubildenden mit ein. Alle anfallenden Aufgaben werden hierarchiefrei aufgeteilt – auch die Entscheidung über Gehälter.
In einer männerdominierten Branche versucht die Schlosserei junge Frauen an das Handwerk heranzuführen. Dabei hilft die Diversität des Teams: „mehrheitlich Frauen und lesbisch-schwul-hetero-jung-alt-von hier-und-anderswo-gemischt.“ Derzeit gehören neben den vier Gesellschafter:innen, zwei Auszubildende (einer davon mit Fluchtgeschichte) und ein:e Praktikant:in zum Team. Identität und Herkunft spielt dabei eine marginale Rolle. Viel wichtiger ist, dass das Team gut zusammen passt und dass alle motiviert an die Arbeit gehen.
Dennoch berichten Luise Hofmeier und Katrin Backhaus von Herausforderungen bei der Einstellung von geflüchteten Menschen: „Wir haben nur gute Erfahrungen gemacht. Das einzige Problem ist Deutsch lernen, sprechen, schreiben.“ Lucas F. ist über 40, macht zum ersten Mal eine Ausbildung. Es habe lange gedauert, bis er in der Berufsschule mitkam, sagt Katrin Backhaus. Im Unternehmen habe die Sprachbarriere dagegen kaum ein Problem dargestellt, da sich alle darauf einstellen konnten. So wurden beispielweise Fachbegriffe so verwendet, dass die Bedeutung dennoch klar wurde und Lucas F. die Chance bekam, diese zu erlernen.
Um die Lücke zu anderen Auszubildenden in der Berufsschluse zu schließen, nahm Lucas F. jegliche Unterstützungsmöglichkeiten in Anspruch: Nachhilfe der Schule, Angebote der Handwerkskammer und das Angebot für ein Sprachtandem des ARRIVO BERLIN Servicebüros für Unternehmen. Die Sprachmittler:innen des Zertifikatsstudiums Deutsch im Mehrsprachigkeitskontext (DiM) des Instituts für deutsche Sprache und Linguistik der HU Berlin kamen regelmäßig nach Feierabend in den Betrieb und erlernten mit Lucas F. Fachbegriffe und berufsbezogene Redewendungen. Der Austausch war zielführend, da er sehr passgenau war und die Zusammenarbeit gut funktionierte. Gleichzeitig führte die hohe Anzahl an zusätzlich geleisteten Stunden dazu, dass er ab und an in der Werkstatt fehlte oder viel Zeit seiner Freizeit in Anspruch genommen werden musste.
Viele Verbände und Institutionen wie Kammern, Innungen oder Schulen seien immer noch nicht auf Nicht-Muttlersprachler:innen als Auszubildende eingestellt, sagt Katrin Backhaus. So sei es nicht möglich, einen Nachteilsausgleich für die Prüfung zu erlangen oder ein Jahr der Ausbildung zu wiederholen, um die Zwischenprüfung noch einmal absolvieren zu können.
Dabei ist der Mehrwehrt für Katrin Backhaus klar: „Durch unsere (sprachliche) Diversität können wir uns auf ganz unterschiedliche Kund:innen einstellen. Wir können Kund:innengespräche auf Arabisch, Französisch und Chinesisch durchführen. Das macht schon viel aus.“ Außerdem ist das Handwerk von einem enormen Fachkräftemangel betroffen. Ohne Menschen mit Flucht- oder Migrationsgeschichte würden Stellen unbesetzt bleiben. „Wir freuen uns über alle, die Interesse am Handwerk haben“, so Luise Hofmeier. Die Erfahrung von Katrin Backhaus zeigt ebenfalls: „Geflüchtete Menschen bringen meist viel Motivation mit, sich in Berlin über Arbeit und Ausbildung ein neues Leben aufzubauen.“ Diese Motivation komme dem gesamten Unternehmen zu Gute.
Doch was tun, wenn die Hemmschwelle bleibt, geflüchtete Menschen einzustellen? Wichtig sei es, nicht so viele Berührungsängste zu haben, so Katrin Backhaus. Außerdem gibt es Anlaufstellen, die beraten: Das ARRIVO BERLIN Servicebüro für Unternehmen liefert neben Sprachangeboten alle notwendigen Informationen. Es dient als Schnittstelle und bietet das, was Unternehmen oft nicht leisten können: fundierte Kenntnisse bei der Einstellung von geflüchteten Menschen. „Durch die Deutschkurse von ARRIVO BERLIN und die fachliche Unterstützung des Servicebüros ist das alles kein erheblicher Mehraufwand im Vergleich zu einer in Deutschland geborenen Person. Die Unternehmen sollen es einfach mal versuchen!“
Weitere Informationen zum Sprachtandem finden Sie hier:
https://www.arrivo-servicebuero.de/unser-service/sprachforderung/sprachtandems#:~:text=Hat%20auch%20Ihr%20Azubi%20oder,%40arrivo%2Dservicebuero.de
Zur Homepage von drittwerk werkstatt für metallbearbeitung GmbH gelangen Sie hier:
https://drittwerk.de/
Zertifikatsstudium Deutsch im Mehrsprachigkeitskontext (DiM) des Instituts für deutsche Sprache und Linguistik der HU:
https://www.linguistik.hu-berlin.de/de/institut/professuren/sprachdidaktik/zertifikatsstudium