„Anderen Menschen helfen, ihren Weg zu finden“. Ein Interview
Freiwilliges Engagement hat viele Facetten. Für die ehrenamtlichen Zukunftsbotschafter:innen von ARRIVO BERLIN bedeutet dies in erster Linie, ihre Erfahrungen auf ihrem Weg in den Beruf zu teilen. Dabei ist ihre Motivation divers: Als aktuelle oder ehemalige Teilnehmende eines ARRIVO BERLIN Teilprojekts wollen sie nun Informationen zur eigenen Ausbildung oder dem erlernten Beruf weitergeben, individuelle Weiterentwicklungsmöglichkeiten nutzen – und haben Spaß am Austausch mit anderen Menschen. Die Koordinierende Stelle von ARRIVO BERLIN hat mit zwei der Zukunftsbotschafter gesprochen.
Alaa Alshihan, ein Zahntechniker aus Syrien und Hassoumi Moctar Agali, ein Bäcker aus dem Niger zeichnen sich durch ein besonderes Interesse am Austausch mit Neuankommenden aus und haben Freude daran, ihr Wissen und ihre Informationen mit anderen zu teilen. Die Zukunftsbotschafter fungieren mit ihrer eigenen beruflichen Erfolgsgeschichte als Vorbilder und wollen junge Menschen (mit Fluchtgeschichte) motivieren, eine Ausbildung oder einen qualifizierten Beruf zu finden, der zu ihnen passt – um sich so in Deutschland eine Perspektive erarbeiten und ein gutes Leben aufbauen zu können.
Wie bist du zu ARRIVO BERLIN gekommen?
Hassoumi Moctar Agali: Als ich nach Berlin gekommen bin, hat mich meine Vermieterin unterstützt, eine Jobassistentin zu finden. Die wiederum hat mich zu ARRIVO BERLIN gebracht. Dann war ich erstmal ein Jahr bei ARRIVO BERLIN Übungswerkstätten. Als ich dann die Ausbildung bekommen habe, bin ich zu ARRIVO BERLIN Ausbildungscoaching gekommen.
Alaa Alshihan: Ich weiß es gar nicht mehr so genau (lacht). Ich glaube, es war vor sieben Jahren, während meiner Einstiegsqualifizierung. Ich hatte Schwierigkeiten in Mathe. Und dann habe ich einen Mathekurs bei ARRIVO BERLIN Ausbildungscoaching gemacht. So bin ich dann auch als Botschafter aktiv geworden.
Warum engagierst du dich?
Hassoumi Moctar Agali: Ich möchte Menschen, die ähnliche Probleme haben wie ich, motivieren eine Ausbildung zu machen. Sie sollen die gleichen Chancen wie ich bekommen. Es macht mir Spaß anderen Menschen zu erklären, was eine Ausbildung ist und zu unterstützen, wenn sie nicht genau wissen was sie machen wollen. Andere Menschen zu motivieren und zu helfen ihren Weg zu finden bringt mir Freude. Durch eine Ausbildung können sie ihr Leben in Deutschland sichern. Deswegen mach ich das. Das ist meine Motivation!
Alaa Alshihan: Als ich vor neun Jahren geflüchtet bin, gab es niemanden der mir geholfen hat. Ich wusste nicht, wo ich Informationen über Berufe in Deutschland bekommen kann und wo ich berufliche Anbindung finde. Ich habe mich sehr alleine damit gefühlt. Deswegen habe ich beschlossen, anderen Menschen zu helfen. Ich möchte nicht, dass sie in die gleiche Situation wie ich geraten. Außerdem habe ich gemerkt, dass helfen sehr gut tut und zufrieden machen kann.
Was ist deine Aufgabe als Botschafter?
Hassoumi Moctar Agali: Vor allem jungen Menschen erklären, was eine Ausbildung ist und wofür sie gut ist. Dann können sie besser entscheiden, was sie machen möchten. Meine Aufgabe ist es auch, zu erzählen, was einen in der Ausbildung erwartet.
Alaa Alshihan: Meine Aufgabe beim Ehrenamt ist es, dass ich jungen Menschen zeige, welche Ausbildungen es im Handwerk gibt. Viele Menschen wissen nicht, was sie machen wollen – sie sind orientierungslos. Sie brauchen Informationen und Motivation. Und vielleicht bist du der Richtige, der ihnen den richtigen Weg zeigen kann. Ich möchte weitergeben, dass es möglich ist, dass man in Deutschland einen Beruf erwerben kann, der einem gut passt und einem hilft, ein gutes Leben für sich aufzubauen.
Welcher Einsatz hat dir besonders viel Spaß gemacht?
Alaa Alshihan: Wir waren mal mit dem KarriereMobil in Spandau. Als dann viele junge Leute kamen und gefragt haben, was wir hier machen, konnte ich von meiner Ausbildung und meinem Beruf als Zahntechniker berichten. Ich möchte die jungen Leute dazu motivieren, mit ihren Händen zu arbeiten. Dann waren wir auch in einem Gymnasium. Dort hatten die Schüler so viele Fragen an mich. Sie wussten nicht mal, dass es den Beruf des Zahntechnikers gibt. Sie dachten, dass der Zahnarzt alles selbst macht. Aber Nein! Das ist der Zahntechniker, der das ganze Handwerk macht. Ich erzähle gerne von meinem Beruf. Zum Beispiel war ich auch mal in einem Kurs für Geflüchtete. Da gab es viele Fragen. Und zwei Jungs wollten danach unbedingt Zahntechniker werden.
Hassoumi Moctar Agali: Eigentlich haben mir alle Einsätze Spaß gemacht. Menschen zu treffen, die eine gleiche Geschichte haben wie ich und in ähnlichen Situationen waren, finde ich toll. Meine Erfahrung zu teilen macht mir Spaß. Am Ende merke ich, dass Leute, die noch nicht genau wissen was Ausbildung heißt, die Idee dahinter verstehen.
Was rätst du anderen, die auch ehrenamtlich tätig sein wollen?
Alaa Alshihan: Traut euch einfach! Dann merkt ihr, dass es richtig gut tut, anderen zu helfen. Wenn wir uns nicht helfen, dann leben wir in einer schrecklichen Welt, in der alle arrogant und alleine sind. Keiner ist besser als der andere. Und zu merken, dass Helfen Spaß macht, macht richtig zufrieden.