Zahl der Auszubildenden mit Fluchthintergrund vervielfacht sich
Die Anzahl der geflüchteten Menschen, die in Berlin eine duale Ausbildung absolvieren, ist 2020 fast 13 Mal höher als vor fünf Jahren. Die Sprachkompetenz geflüchteter Menschen verbesserte sich seit 2015 ebenfalls erheblich. Dank entstandener und ausgebauter Integrationsmaßnahmen verläuft die Arbeitsmarktintegration schneller als in der Vergangenheit.
Aus den acht herkunftsstärksten Asylzugangsländern (HKL) gehen sechs Mal so viele Menschen einer sozialversicherungspflichtigen Arbeit nach als noch vor fünf Jahren. Das geht aus dem „Arbeitsmarkttelegramm“ der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit (BA) aus dem August 2020 hervor. Die Anzahl Geflüchteter Auszubildende erhöhte sich dem Bericht zufolge sogar um das 13-fache: So stieg die Zahl von 141 Auszubildenden mit Fluchthintergrund 2015 auf 1.779 Azubis im Jahr 2019 (siehe Grafik unten).
Jeder fünfte Auszubildende mit Fluchthintergrund ist nach diesen Zahlen Ende 2019 im Gesundheits- oder Sozialwesen tätig. Aber auch das Bau- und Gastgewerbe, sowie der Groß- und Einzelhandel bilden einen hohen Anteil von Menschen mit Fluchthintergrund aus.
Verbesserte Deutschkenntnisse, schnellere Integration
Die Arbeitsmarktintegration der geflüchteten Menschen die vor fünf Jahren zu uns kamen, verläuft zügiger als bei jenen, die in den 1990er Jahren zuzogen. Das geht aus dem „Kurzbericht 4/2020“ des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsbildung (IAB) hervor. Dies sei auch auf die von den Bundes- und Landesregierungen finanzierten Unterstützungsmaßnahmen zurückzuführen. „Seit 2015 [wird] deutlich mehr in Sprach- und andere Integrationsprogramme für Asylbewerber und anerkannte Geflüchtete investiert, als es damals der Fall war“, so der Bericht. Demzufolge haben im zweiten Halbjahr 2018 laut selbigem Bericht 85 Prozent der Geflüchteten an Sprachprogrammen teilgenommen und zwei Drittel diese Kurse auch abgeschlossen.
Diese Kurse bewirkten eine messbare Verbesserung. Die BAMF-„Kurzanalyse 1/2020“ zeigt, dass sich die Deutschkenntnisse der in den Jahren 2013 bis einschließlich 2016 geflüchteten Menschen erhöhten: 44 Prozent der Befragten gaben an, (sehr) gute Kenntnisse zu haben.
„Bei zwei Dritteln der Geflüchteten liegen die selbsteingeschätzten Deutschkenntnisse im mittleren und guten Bereich“, stellt die Kurzanalyse fest. Dies bedeutet einen starken Zuwachs im Vergleich zu 2015, als fast keiner der Geflüchteten bei der Einreise Deutschkenntnisse besaß.
Dabei musste auch, um Professor Matthias Knuths Bericht „Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen“ aus dem Jahr 2016 zu zitieren, seitens aller Beteiligten gelernt werden „mit vielen Varianten und Akzenten der deutschen Sprache umzugehen, unterschiedliche Stufen ihrer Beherrschung zu ertragen und dennoch die ständige Weiterentwicklung der Sprachkompetenz zu fördern.“
ARIVO BERLIN bringt 710 geflüchtete Menschen in Ausbildung
Seit 2015 hat die Ausbildungsinitiative 710 Geflüchtete in Ausbildung gebracht, eine Quote mit beachtlicher Größenordnung angesichts der oben genannten Gesamtzahlen. Der Weg zur Ausbildung besteht allerdings aus zahlreichen Schritten mit vielfältigen Maßnahmen und unterschiedlichen Partnern – von den ARRIVO BERLIN Teilprojekten über Jobcenter, Jugendberufsagenturen bis hin zu zivilgesellschaftlichen Organisationen. Doch der Weg lohnt sich, wie die Zahlen oben zeigen.