Bewusste Entscheidung für Berufe mit Zukunft
Auf den Weg zu einem klimaneutralen Deutschland wird es zu Engpässen bei Arbeitskräften kommen. Warum? Wo? Wie viele? Und was hat das Ganze mit ARRIVO BERIN zu tun? All das lesen Sie hier.
Nach dem Bundes-Klimaschutzgesetz (KSG) von 2021 muss Deutschland bis 2045 die Treibhausgasneutralität verbindlich erreichen; bereits bis 2030 strebt die Bundesrepublik eine Reduktion seiner Treibhausgasemissionen von mindestens 65 Prozent gegenüber 1990 an. Die Transformation der deutschen Wirtschaft zu einer klimaneutralen Ökonomie sei, so das Bundesministerium für Energie und Klimaschutz, „ein langfristig angelegter Prozess des strukturellen Wandels“.
Fachkräftemangel der Zukunft
Für die Neuausrichtung sind in allen Bereichen der Volkswirtschaft große Anstrengungen erforderlich. Die Kurzstudie „Arbeitskräftebedarf nach Sektoren, Qualifikationen und Berufen zur Umsetzung der Investitionen für ein klimaneutrales Deutschland“ aus dem Jahr 2021 im Auftrag der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen geht von einem Investitionsbedarf von rund 2.150 Milliarden Euro (in Preisen von 2015) für den Zeitraum 2015 bis 2050 aus. Das Handlungsfeld Haushalte und Gewerbe, Handel und Dienstleistungen habe mit 686 Milliarden Euro den größten Investitionsbedarf (32 Prozent der insgesamt notwendigen Investitionen). Darin enthalten sind unter anderem die Sanierung von Gebäuden, sowie der Ausbau von Wärmepumpen und Solarthermien.
Der Arbeitskräftebedarf zur Umsetzung der Gesamtinvestitionen wird von der Studie auf 767.200 Personen im Jahr 2035 beziffert, davon 58 Prozent Fachkräfte. Rund 40 Prozent des Arbeitskräftebedarfs für Klimaneutralität entfällt auf Berufsgruppen, in denen die Bundesagentur für Arbeit bereits im Jahr 2019 einen Mangel an Fachkräften festgestellt habe. An vorderer Stelle rangieren Bauberufe sowie Berufe des Maschinenbaus, der Betriebs- und Energietechnik.
Klimaberufe der Zukunft
Weder energieeffiziente Heizungsanlagen noch Solaranlagen installieren sich von allein. Seit 2015 unterstützt der Projektverbund ARRIVO BERLIN Menschen mit Fluchthintergrund auf ihren Weg zu Berufen mit Zukunft, viele davon tragen zur Klimaneutralität bei.
Die Anlagenmechaniker:innen für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (SHK), zum Beispiel, sind wichtige Ansprechpartner:innen für Nachhaltigkeits- und Energiesparfragen in allen Aspekten der Haustechnik. Sie sind auch maßgeblich an der Modernisierung und Umstellung von alten Heizungsanlagen auf moderne, umweltfreundlichere Systeme beteiligt.
Ein weiteres Beispiel eines Klimaberufs bei ARRIVO BERLIN sind die Dachdecker:innen, die mit einer guten Dämmung unter anderem für angenehme Temperaturen im Sommer und Heizkosteneinsparungen im Winter sorgen. Außerdem bringen sie Solarpanels auf Dächern an.
Fachkräfte der Zukunft
Deutschland benötigt einen kräftigen jährlichen Zuwanderungsüberschuss, um den prognostizierten Arbeitskräftebedarf zu decken. „Von 2018 bis 2035“, so die oben erwähnte Kurzstudie, ist „ein jährlicher Zuwanderungsüberschuss von 98.000 Personen aus Nicht-EU-Ländern erforderlich“. Von 2036 bis 2050 seien es jährlich 170.000 Personen.
Geflüchtete Menschen könnten eine wichtige Rolle in der Fachkräftesicherung spielen, auch aufgrund ihrer erhöhten Sensibilität und (in)direkten Erfahrungen mit den Folgen des Klimawandels. ARRIVO BERLIN SHK wirbt auf seinen Flyern mit dem Slogan: „Umwelt schützen, Zukunftstechnologien nutzen – werde Profi im SHK-Bereich“. Projektmitarbeiterin Theresa Bischof sagt dazu: „Das Thema ‚Folgen der Klimakrise‘ ist für einige unserer Teilnehmer:innen als eine der wichtigen Fluchtursachen besonders präsent. Und das Interesse an Berufen mit Zukunft steigt.“