Junge Menschen in Deutschland finden Berufe unattraktiv
In Deutschland wollen einem internationalen Vergleich zufolge nur relativ wenige junge Menschen einen handwerklichen Beruf ergreifen. Laut einer Studie des Markforschers Ipsos ist das Handwerk für junge Menschen so unattraktiv wie in keinem anderen der 17 untersuchten Länder. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Ansicht, das Handwerk biete nur geringe Karrierechancen und unattraktive Gehälter. Eine Imagekampagne des Deutschen Handwerks versucht mit Vorurteilen aufzuräumen und betont die Rolle des Handwerks für den Klimaschutz.
Nur zehn Prozent der Befragten sind in Deutschland in einem Handwerksberuf tätig und nur 18 weitere Prozent haben schon einmal über eine Laufbahn in der Branche nachgedacht, heißt es in der Studie, die die Nachrichtenagentur dpa zitiert. 72 Prozent der Befragten haben sich also noch nie mit dem Gedanken befasst, einen Beruf im Handwerk zu ergreifen. Zum Vergleich: In Frankreich sind es nur 56 Prozent.
Die Branche wird in Deutschland vor allem hinsichtlich der Gehaltschancen schlechter betrachtet als in anderen Ländern. So glauben nur 49 Prozent der Befragten, dass sie mit einer solchen Ausbildung ähnlich gut verdienen könnten wie mit einem akademischen Beruf. Das sei der niedrigste Wert unter den betrachteten Ländern, heißt es laut dpa in der Studie. Global waren es 71 Prozent.
Gleichzeitig sehen 87 Prozent der Befragten in der Branche viele Jobmöglichkeiten. Das sind etwas mehr als im weltweiten Schnitt. 53 Prozent der Befragten gaben aber an, sie verfolgten andere berufliche Interessen. Für die Studie im Auftrag des Mischkonzerns 3M befragte der Marktforscher Ipsos Ende 2021 jeweils rund 1.000 Menschen in 17 Ländern – darunter Deutschland, Frankreich, die USA, Großbritannien, Brasilien, Indien und Mexiko.
Dass das Handwerk in Deutschland ein Imageproblem hat, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Schon seit Jahren versucht der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) mit einer groß angelegten Kampagne das Handwerk stärker in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit zu rücken sowie ein zeitgemäßes und modernes Bild des Handwerks zu vermitteln.
Dabei wird in diesem Jahr auch die wichtige Rolle des Handwerks bei der Umsetzung von Umwelt- und Klimaschutz in den Fokus gerückt. „Klimarelevante Berufe gibt es viele im Handwerk, die jungen Menschen sichere Karrieremöglichkeiten bieten und in denen sie an zukunftsgestaltenden Aufgaben an vorderster Stelle mitwirken können“, so ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer in einem Interview mit der Funke-Mediengruppe.
„Mondays, Tuesdays, Wednesdays, Thursdays und Fridays for Future“, heißt es deshalb auf der Kampagnenwebseite handwerk.de. Und: „Das Handwerk ist die erste Adresse, wenn es um Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Energiewende geht. Ohne Handwerk kein Smart Home, keine erneuerbaren Energien, keine Wärmedämmung und keine modernen Mobilitätstechniken. Ohne Handwerk lassen sich weder die politischen Klimaschutzziele erreichen noch die Nachhaltigkeitsziele, für die viele Menschen auf die Straße gehen.“
Zur Kampagnenwebseite: www.handwerk.de