
Robert Bosch Stiftung: Kontakt erhöht Akzeptanz
Spätestens nach dem Sommer der Flucht 2015 wird „Vielfalt“ häufig mit einer Herkunft außerhalb Deutschlands assoziiert. Die Robert Bosch Stiftung veröffentlichte nun die Studie „Zusammenhalt in Vielfalt“, die die unterschiedlichen Dimensionen von Vielfalt offenlegt. Gleichzeitig fragt die Studie nach der Einstellung hierzulande zu Vielfalt und nach den Hebeln die Akzeptanz zu stärken. Am 29.10.2020 fasste die Stiftung die zentralen Studienergebnisse in einer Online Veranstaltung zusammen..
Der Bericht „Zusammenhalt in Vielfalt“ ist eine repräsentative Befragung bei etwa 3.000 Menschen in Deutschland über ihre Meinungen zu Vielfalt. Dr. Regina Arant, die zusammen mit Ihren Kolleg_innen der Jacobs University in Bremen verantwortlich zeichnete für die Studie, präsentierte bei der Veranstaltung die Kernergebnisse.
Vielfalt ist vielfältig
Arants Präsentation verdeutlichte zunächst die Vielschichtigkeit von Vielfalt. Diese ist „ein Faktum“, so die Autorin, das die Gesellschaft in vielen Lebensbereichen auszeichnet. In der Öffentlichkeit wird aber vor allem der Einfluss kontinuierlicher Einwanderung aus anderen Ländern diskutiert. Arant betonte, dass Lebensalter, Geschlecht, Behinderung, sexuelle Orientierung, ethnische Herkunft, Religion und sozioökonomischer Schwäche genauso wichtige Vielfaltsindikatoren darstellen und sie dementsprechend eine zentrale Rolle in der Studie spielen.
Außerdem wies Arant darauf hin, dass die Einstellung zu Vielfalt regional sehr unterschiedlich sein kann, auch wenn einige Vielfaltsdimensionen über alle Bundesländer hinweg stärkere Akzeptanz erfahren als andere. Deutschlandweit erzielen die Dimensionen Behinderung (im Durchschnitt 83,04 von 100 möglichen Punkten), sexuelle Orientierung (77, 43 Punkte) und ethnische Herkunft (76,55 Punkte,) die höchsten Akzeptanzwerte. Die Berliner_innen schneiden bei allen Vielfaltsdimensionen überdurchschnittlich gut ab, bei der Kategorie der ethnischen Herkunft erzielt die Hauptstadt den vierthöchsten Wert.
Vielfalt braucht Kontakt
Möglichkeiten zu Kontakt – digital oder persönlich – führen zu einer besseren Einstellung zu Vielfalt. In Bundesländern, in denen die Menschen über einen besseren Zugang zum Internet verfügen, ist die Akzeptanz von Vielfalt deutlich höher, und zwar unabhängig von der wirtschaftlichen Prosperität. „Dieser Befund deutet darauf hin“, so die Studie, „dass Social Media, obwohl manche in der Tat Hetze verbreiten, in ihrer Gesamtheit eher zum Kennenlernen und zur Gestaltung eines toleranten Miteinanders beitragen“.
Die Ergebnisse der Studie legen auch nahe, dass persönliche Kontakte in direkter nachbarschaftlicher Nähe dazu führen, dass selbst Menschen, die bestimmten Gruppen eher skeptisch oder sogar feindselig gegenüber eingestellt sind, weniger ablehnend werden. Wo Kontakt oft unvermeidlich ist, wie in Betrieben, können positive Erfahrungen die Einstellungen zur Vielfalt nachhaltig verändern.
Vielfalt macht glücklich
Eine stärkere Akzeptanz von Vielfalt geht, so Arant, mit einer besseren Lebensqualität einher. In Bundesländern mit hoher Akzeptanz von Vielfalt ist das subjektive Wohlbefinden ebenfalls höher. Anhand objektiver wie subjektiver Indikatoren formulierte Arant vorsichtig die These: „Die Akzeptanz von Vielfalt macht glücklich.“
Den Bericht „Zusammenhalt in Vielfalt – Das Vielfaltsbarometer 2019 der Robert Bosch Stiftung“ finden Sie hier.