Bertelsmann-Studie zeigt größere Bereitschaft zur Aufnahme von Geflüchteten
Optimistische Einstellungen zur Migration haben in der Bundesrepublik weiter zugenommen. Die Skepsis geht langsam, aber kontinuierlich zurück. Dies ist das Ergebnis einer Befragung im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Sie belegt auch eine klar gestiegene Bereitschaft zur Aufnahme Geflüchteter. Die Bertelsmann-Studie zur Willkommenskultur in Deutschland wird seit 2012 etwa alle zwei Jahre durchgeführt.
Der Studie zufolge haben die Sorgen vor negativen Folgen von Zuwanderung weiter abgenommen. Dabei spielen insbesondere die Chancen, welche die Zuwanderung der Wirtschaft bietet, eine Rolle. So meinen etwa 68 Prozent der Befragten, Zuwanderung bringe Vorteile für die Ansiedlung internationaler Firmen, und 55 Prozent, sie helfe gegen Fachkräftemangel. 65 Prozent erwarten eine geringere Überalterung der Gesellschaft und 48 Prozent Mehreinnahmen für die Rentenversicherung. Alle Werte fallen höher aus als bei den Befragungen von 2017 und 2019.
Rund 36 Prozent der Befragten finden, Deutschland könne keine Geflüchteten mehr aufnehmen. Allerdings waren das 2017 noch 54 Prozent. Mittlerweile gibt fast jeder Zweite (48 Prozent) an, man solle aus humanitären Gründen mehr Schutzsuchende aufnehmen. 2017 und 2019 waren 37 Prozent. Zugleich wachsen die Erwartungen an die deutsche Gesellschaft, Hindernisse für die Integration abzubauen sowie Staats-, Verwaltungs- und Bildungswesen stärker für Zugewanderte zu öffnen.
Befürchtungen im Hinblick auf Belastungen für den Sozialstaat äußern 67 Prozent der Befragten, 2019 waren es noch 71 Prozent. Konflikte zwischen Eingewanderten und Einheimischen erwarten noch 66 Prozent (2019: 69 Prozent). Mit Problemen in Schulen rechnen nur noch 56 Prozent (2019: 64 Prozent). Ungebrochen ist die Sorge vor Wohnungsnot in Ballungsräumen, die mit 59 Prozent auf demselben Niveau liegt wie vor drei Jahren.
Dass die Chancen von Zuwanderung immer mehr in den Fokus rücken, könnte laut Studie auch an der Corona-Krise liegen. „Viele Menschen haben konkreter erfahren, wie wichtig es ist, dass die kritische Infrastruktur funktioniert und dass wir hierfür auch auf Zuwanderung angewiesen sind, von der Pflege, über den Dienstleistungssektor bis hin zur Landwirtschaft“, sagte Orkan Kösemen, Experte für Integration und Migration bei der Bertelsmann Stiftung.
Für die Studie „Willkommenskultur zwischen Stabilität und Aufbruch. Aktuelle Perspektiven der Bevölkerung auf Migration und Integration in Deutschland“ hat das Meinungsforschungsinstitut Kantar EMNID 2.013 Menschen in Deutschland ab 14 Jahren repräsentativ befragt. Die Befragung fand zwischen dem 3. und 10. November 2021 statt. Die Daten erlauben Vergleiche zu den vorhergehenden Studien zur Willkommenskultur, welche die Bertelsmann Stiftung im Oktober 2012, Januar 2015, Januar 2017 und April 2019 durchgeführt hat.
Hier finden Sie die Studie zum Download:
https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/themen/aktuelle-meldungen/2022/februar/willkommenskultur-zwischen-stabilitaet-und-aufbruch