Fachveranstaltung „Integration. Made in Berlin“ am 15. März 2022
Impulsvortrag: Die Arbeitsmarktsituation von geflüchteten Menschen in Berlin – Gegenwart und Szenarien der Zukunft
Seit 2015 hat sich viel getan in Sachen Arbeits- und Ausbildungsmarktintegration geflüchteter Menschen. Oliver Kurz, Leiter des Fachbereichs Marktentwicklung/Migration der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit Berlin-Brandenburg, fasste die wichtigsten quantitativen Entwicklungen auf der Fachveranstaltung zusammen. Sein Fazit: die Zuwanderung ist mittlerweile ein wichtiger Treiber der Wirtschaft geworden.
„Die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten in Berlin gelingt“ heißt es gleich am Anfang der Präsentation von Oliver Kurz. Betrage der Zuwachs der Beschäftigten aus den acht Hauptasylherkunftsländern bundesweit durchschnittlich 15 Prozent, so bewege er sich nach den aktuellsten Zahlen aus dem August 2021 in Berlin bei über 25 Prozent. Berlin sei somit trotz Pandemie „bundesweit Spitzenreiter“, so Kurz.
Ebenfalls positiv entwickelt sich die Art der Beschäftigung vieler Geflüchteter nach Anforderungsniveau. Auch wenn der Helferbereich sich seit 2018 auf stabil hohem Niveau eingependelt hat, drängen geflüchtete Menschen zunehmend als Fachkräfte, Spezialist:innen und Expert:innen auf den Arbeitsmarkt. Die Zahl der Beschäftigten mit Fluchthintergrund auf Fachkräfteniveau übersteigt laut Kurz momentan die derjenigen in Helferjobs deutlich.
Aufgrund des starken tertiären Sektors in Berlin ist die Dienstleistungsbranche der bedeutsamste Wirtschaftszweig für die Integration Geflüchteter. Aber auch das Sozial- und Gesundheitswesen und die Gastronomie stellen mittlerweile bedeutsame Beschäftigungsbereiche dar. Diese Entwicklung „verbreitet Optimismus“ für die Zukunft, so Kurz. Weniger rosig sieht es mit der Arbeitsmarktintegration weiblicher Geflüchteter aus, die lediglich 19 Prozent der Beschäftigten mit Fluchthintergrund darstellen: „Da sind wir nicht entscheidend vorangekommen“, reflektierte Kurz.
Ausbildungsbewerber:innen und Ausbildungsverträge vervielfachen sich
Wie ist es um die Integration Geflüchteter auf dem Ausbildungsmarkt bestellt? Nach einem Höchstwert 2018/2019 stabilisierte sich die Zahl der Ausbildungsbewerber:innen im Jahr 2021 auf einem ähnlichen Niveau wie im Coronajahr zuvor. Für 2022 erwartet Oliver Kurz ebenfalls eine Bewerberzahl von rund 2.300 Personen, was im Vergleich zu 2015/2016 eine Steigerung um mehr als 200 Prozent bedeutet.
Im Dezember 2020 besaßen rund 2.200 geflüchtete Menschen einen Ausbildungsvertrag – ein steiler Anstieg gegenüber dem Dezember 2015 mit 141 Auszubildenden. Hoch in Kurs stehen dabei Ausbildungsverträge im Sozial- und Gesundheitswesen, aber auch im Bau und im Handel werden viele Verträge abgeschlossen. Insgesamt stellen geflüchtete Menschen im Baugewerbe acht Prozent der Gesamtzahl der Auszubildenden dar, im Dienstleistungsbereich sind es sogar über zehn Prozent.
Angesichts dieser Zahlen steht Berlin „ganz gut da“, so Kurz, denn es seien in den vergangenen Jahren durchaus gute Rahmenbedingungen geschaffen worden. Besonders bei geflüchteten Frauen sieht er „einen höheren Unterstützungsbedarf“, wie zum Beispiel mehr Angebote für Kinderbetreuung. Dies bekomme besonders im Rahmen der Ukraine-Krise mit den vielen geflüchteten Frauen und Kindern nochmal eine größere Bedeutung.
Für die Integration der geflüchteten Menschen aus der Ukraine hält Kurz Berlin gut gerüstet. Vielfältige Sprach- und sonstige Angebote seien vorhanden und könnten theoretisch hochgefahren werden. „Wenn wir an einem Strang ziehen, werden wir das schaffen“, unterstrich Kurz. Ganz entscheidend sei dabei, dass die Willkommenskultur in Berlin nach wie vor sehr ausgeprägt sei, und geradezu Menschen anziehe. Die Stadt brauche auch Zuwanderung um weiterhin wirtschaftlich zu wachsen: „Zuwanderung war in den vergangenen Jahren der Treiber der Wirtschaft Berlins“.
Den Impulsvortrag können Sie auch als Video-Mitschnitt auf unserem YouTube-Kanal sehen.
Hier finden Sie zudem die Power Point Präsentation zum Download.