Die Berliner Botschafter:innen des Handwerks im Einsatz
Am Anfang wussten sie nicht so ganz genau, was auf sie zukommen würde. Doch mittlerweile sind sie richtige Profis: Die Berliner Botschafter:innen des Handwerks haben in den ersten vier Monaten ihres ehrenamtlichen Engagements bereits ganz unterschiedliche Einsätze absolviert und dabei viele Blicke auf sich gezogen.
Die Initiative „Botschafterinnen und Botschafter des Handwerks“ der Zentralstelle für die Weiterbildung im Handwerk (ZWH) hat es sich zum Ziel gesetzt, mehr Menschen mit Migrationsgeschichte für handwerkliche Berufe zu interessieren. Mit Unterstützung der Handwerkskammern und regionalen Partnern machen sich erfolgreiche Handwerker:innen mit Zuwanderungsbezug dafür stark, Interessierte für eine Karriere als Tischlerin, Friseur, Goldschmiedin oder Elektroniker zu gewinnen. Als Kooperationspartner plant und organisiert ARRIVO BERLIN in der Bundeshauptstadt die Einsätze der engagierten Botschafter:innen.
Andere junge Menschen für eine Ausbildung im Handwerk motivieren, für den eigenen Beruf werben, Ratsuchenden helfen, neue Menschen kennenlernen, Spaß haben – mit diesen Beweggründen starteten Hassoumi Moctar Agali, Zaid Ali Kadhim Al Jaafari, Alaa Alshihan, Abdulwahab Walizada, Kausar Khalil und Essam Al-Hadidi Ende vergangenen Jahres in ihr Ehrenamt. Als derzeitige oder ehemalige Teilnehmende von ARRIVO BERLIN können sie anderen jungen Menschen authentisch von Herausforderungen aber auch Chancen einer dualen Ausbildung in Deutschland berichten und ihre Erfahrungen weitergeben.
Geduld, Spaß, Aufregung
Ende Februar war es zum ersten Mal soweit: Hassoumi Moctar Agali und Alaa Alshihan besuchten mit Koordinatorin Irena Büttner vom Teilprojekt ARRIVO BERLIN Ausbildungscoaching die Teilnehmenden der BOF-Maßnahme (Berufliche Orientierung für Zugewanderte) der Glaser-Innung Berlin. Schnell kamen sie mit den Jugendlichen ins Gespräch und berichteten von ihren Ausbildungen zum Bäcker und zum Zahntechniker. Die jungen Zuhörer hatten viele Fragen. Wie lange dauert eine Ausbildung? Wie bekommt man den Ausbildungsplatz? Wie viel verdient man als Auszubildender und wie viel später als Geselle oder Experte? Alle Fragen haben beide Botschafter gern und mit viel Geduld beantwortet.
Zwei Wochen später waren Zaid Ali Kadhim Al Jaafari und Alaa Alshihan zu Gast beim Podiumsgespräch der digitalen Fachveranstaltung „Integration. Made in Berlin – Geflüchtete auf dem Berliner Ausbildungsmarkt“. Mehr als 200 Vertreter:innen und Praktiker:innen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Trägerlandschaft schauten und hörten an ihren Computern gespannt zu, als die beiden ihren langen Weg zum Ausbildungsplatz schilderten.
Der Glaser-Azubi aus dem Irak und der Zahntechniker-Geselle aus Syrien betonten während des Gesprächs, wie wichtig es für sie gewesen war, sich zunächst über verschiedene Praktika in unterschiedlichen Bereichen auszuprobieren, „um klar zu machen, was man machen möchte“, wie Alaa Alshihan es beschrieb. Hauptherausforderung bei der Ausbildung sei es, genügend Deutsch und Fachsprache zu erlernen, um die Theorie in der Berufsschule zu bestehen. „Ich war aufgeregt, aber es war eine angenehme Veranstaltung“, berichtete Zaid Ali Kadhim Al Jaafari im Anschluss und Alaa Alshihan erklärte: „Das hat richtig Spaß gemacht.“
Infos über den Beruf weitergeben
Anfang April ging es weiter mit einer Fragerunde bei einer 9. Klasse in Lichtenberg im Rahmen des Berliner Programms Vertiefte Berufsorientierung (BVBO). „Was macht ein Zahntechniker alles und warum wolltest du Zahntechniker werden?“, wurde Alaa Alshihan dort gefragt. „Ich wollte etwas mit meinen Händen machen. Ich habe in verschiedenen Berufen ein Praktikum absolviert, mich in den Berufen und Betrieben ausprobiert und dann für den Beruf des Zahntechnikers entschieden“. Alaa Alshihan gab den Schülern:innen den Tipp, sich unbedingt vor einer Entscheidung für den Beruf in einem Praktikum auszuprobieren und festzustellen, ob der Beruf „zu mir passt“.
Kurz darauf folgte die Vorstellung der Botschafter:innen-Initiative beim Ausbildertag des Berliner Handwerks. Metallbauer Abdulwahab Walizada erläuterte dort seine Motivation, sich ehrenamtlich zu engagieren: „Ich möchte Nachwuchs für den Beruf gewinnen, Infos über den Beruf an andere weitergeben und meine Deutschkenntnisse verbessern“, sagte er.
In den nächsten Wochen wollen die Botschafter:innen mit dem KarriereMobil der Berliner Handwerkskammer auf Tour gehen. Als Alternative zu Jobmessen während der Corona-Pandemie gestartet, fährt der Tourenwagen auch in diesem Jahr wieder auf Schulhöfen und an öffentlichen Plätzen vor, um Schüler:innen, Eltern, Lehrer:innen und alle anderen Interessierten über Ausbildungsmöglichkeiten im Handwerk zu informieren und potenzielle Bewerber:innen zu beraten.
Hier finden Sie die Portraits der Botschafter:innen des Handwerks: https://botschafter-des-handwerks.de/unsere-botschafter/
Auf der Internetseite gibt es auch einen Artikel über die Teilnahme der Botschafter an der Fachveranstaltung von ARRIVO BERLIN: https://botschafter-des-handwerks.de/berliner-botschafter-berichten-ueber-ihre-erfahrungen