IAB-Bericht: Erwerbstätigkeit und Löhne von Geflüchteten steigen deutlich
Rund 54 Prozent der 2015 nach Deutschland Geflüchteten waren 2021 erwerbstätig. Das zeigt eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), die am 27. Juli 2023 veröffentlicht wurde. Demzufolge stieg die Erwerbstätigkeit von Geflüchteten gegenüber dem Pandemiejahr 2020 um zehn Prozentpunkte an. Die Studie bestätigt damit Zahlen, die die Bundesagentur für Arbeit (BA) Anfang des Monats vorgelegt hatte (siehe Artikel: Mehr Geflüchtete in Beschäftigung).
Neben der Erwerbstätigkeit stieg der IAB-Studie zufolge auch das Bildungsniveau. Zudem übten immer mehr Geflüchtete eine qualifizierte Berufstätigkeit aus: 33 Prozent der erwachsenen Geflüchteten haben sechs Jahre nach ihrer Ankunft in Deutschland Schulen und Hochschulen besucht oder haben Ausbildungen und Weiterbildungsmaßnahmen absolviert. 70 Prozent der erwerbstätigen Geflüchteten haben einen Job, für den ein Berufs- oder Studienabschluss notwendig ist. Allerdings sind unter denjenigen, die sich seit sechs Jahren in Deutschland aufhalten, immer noch 41 Prozent unterhalb ihres Tätigkeitsniveaus vor dem Zuzug beschäftigt.
Löhne zwar höher aber weiterhin unterdurchschnittlich
Zum Jahresende 2022 lebten in Deutschland (die seit Beginn des russischen Angriffskriegs geflohenen ukrainischen Staatsangehörigen nicht mitgezählt) knapp 2,2 Millionen Menschen, die als Schutzsuchende gekommen sind. 65 Prozent der erwerbstätigen Geflüchteten, die seit sechs Jahren in Deutschland sind, arbeiten in Vollzeit, während es im Durchschnitt aller Erwerbstätigen in Deutschland 62 Prozent sind.
Das mittlere Bruttomonatsentgelt der vollzeiterwerbstätigen Geflüchteten stieg von 1.660 Euro in den ersten beiden Jahren nach Ankunft auf 2.037 Euro im sechsten Jahr. „Geflüchtete haben zum einen die Wochenarbeitszeit erhöht und zum anderen können sie einen höheren Stundenverdienst erzielen. Allerdings verdienen Geflüchtete nach wie vor deutlich weniger pro Stunde als der Durchschnitt der Beschäftigten“, erklärte Herbert Brücker, Leiter des IAB-Forschungsbereichs „Migration, Integration und internationale Arbeitsmarktforschung“.
Unterschiede zwischen Männern und Frauen
Auch zwischen den Geschlechtern gibt es laut IAB immer noch ein erhebliches Gefälle. Während 67 Prozent der männlichen Geflüchteten sechs Jahre nach der Ankunft erwerbstätig sind, sind es bei Frauen 23 Prozent. Hier spielen der Studie zufolge die Betreuung von Kindern, aber auch Bildung und Berufserfahrung im Herkunftsland und die Teilnahme an Sprach- und Arbeitsmarktprogrammen in Deutschland eine Rolle. Acht Jahre nach Zuzug steigt die Erwerbstätigkeitsquote von Frauen allerdings auf 39 Prozent.
Fazit: Sechs Jahre nach der Ankunft der Geflüchteten in Deutschland zeichnen sich in allen Dimensionen der Arbeitsmarktintegration erhebliche Fortschritte ab. Allerdings gebe es weiterhin dringenden Handlungsbedarf, insbesondere was die Förderung der Arbeitsmarktintegration von geflüchteten Frauen angeht, heißt es in der Studie.
Die Studie beruht auf Paneldaten der IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten und ist abrufbar unter:
https://doku.iab.de/kurzber/2023/kb2023-13.pdf