Was ist Gute Arbeit?
Gute Arbeitsbedingungen und Entlohnung, soziale Absicherung und Aufstiegsmöglichkeiten – der Begriff „Gute Arbeit“ wurde als Leitbild in den 1990-er Jahren von verschiedenen Gewerkschaften in die arbeitspolitische Diskussion eingebracht. Mittlerweile wird er in Deutschland auch auf der gesellschaftspolitischen Ebene diskutiert. Dabei geht es auch um Fragen wie die Vermeidung von Diskriminierung am Arbeitsplatz oder die Sicherstellung von menschenwürdigen und fairen Arbeitsbedingungen für Geflüchtete und Migrant:innen.
Im gewerkschaftlichen und betriebsrätlichen Kontext beschreibt das Leitbild Gute Arbeit die idealtypische Gestaltung von Arbeit im Sinne der Beschäftigten. Gute Arbeit basiert dabei im Kern auf vier thematischen Säulen: gut bezahlt, sicher, menschengerecht und mit Möglichkeiten zu Aufstieg und Weiterbildung.
Auch die Berliner Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales nennt als die wichtigsten Kriterien für gute Arbeitsbedingungen die Sicherheit des Arbeitsplatzes, ein festes, verlässliches und existenzsicherndes Einkommen und die soziale Absicherung bei Arbeitslosigkeit, Krankheit und im Alter. Zudem dürften die jeweiligen Arbeitsbedingungen die Gesundheit sowie körperliches und soziales Wohlbefinden nicht beeinträchtigen. Auch schließe Gute Arbeit die Berücksichtigung der Belange von Menschen mit Behinderung, eine menschenwürdige Behandlung, humane Arbeitszeiten, eine altersgerechte Arbeitsgestaltung, Gleichberechtigung und die Vermeidung jeglicher Diskriminierung am Arbeitsplatz sowie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein, heißt es auf der Internetseite der Senatsverwaltung.
Gute Arbeit auch für Migrant:innen und Geflüchtete
Im Mai 2002 initiierten Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände, Sozialversicherungsträger, Länder, Bund und Unternehmen die „Initiative Neue Qualität der Arbeit“ (INQA). Mit INQA sollen die sozialen Interessen der Beschäftigten an gesunden und gesundheitsförderlichen Arbeitsbedingungen mit den wirtschaftlichen Interessen der Unternehmen verbunden werden.
Von unsicherer und schlecht bezahlter Beschäftigung sind besonders Menschen mit Migrationshintergrund betroffen. Wie kann vermieden werden, dass schon länger hier lebende Migrant:innen sowie Neuzuwandernde stärker von prekären Arbeitsverhältnissen betroffen sind? Mit dieser Frage beschäftigt sich das Netzwerk IQ (Integration durch Qualifizierung). Seit 2005 arbeitet das Förderprogramm an der Zielsetzung, die Arbeitsmarktchancen für Menschen mit Migrationshintergrund zu verbessern. Dabei geht es etwa um die Anerkennung von im Ausland erworbenen Berufsabschlüssen (um eine bildungsadäquate Beschäftigung zu ermöglichen) – aber auch um den Aufbau von interkultureller Kompetenz bei den Arbeitsmarktakteuren.
Zudem wurde im Rahmen des Förderprogramms die bundesweite Beratungsstruktur „Faire Integration“ aufgebaut, um Geflüchtete in arbeits- und sozialrechtlichen Verhältnissen zu unterstützen, mit dem Ziel, sie in den Arbeitsmarkt zu integrieren und die Gefahr von Ausbeutung und Benachteiligung zu minimieren. Auch das vom Berliner Senat geförderte Beratungszentrum für Migration und Gute Arbeit BEMA berät eingewanderte Menschen und mobile Arbeitnehmer:innen über ihre Arbeits- und Sozialrechte.
Seit einiger Zeit findet noch ein weiterer Begriff Eingang in die Diskussion: Gute Arbeit bedeutet sinnstiftende Arbeit. Im DGB-Index „Gute Arbeit“ des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) bewerten jährlich rund 10.000 Beschäftigte ihren Job anhand von elf Kriterien wie Beschäftigungssicherheit, Arbeitszeit, Betriebskultur, Weiterbildungsmöglichkeiten – und Sinnhaftigkeit. Ergebnis: der überwiegende Teil der Arbeitnehmer:innen erlebt den eigenen Job als sinnvoll – mit 82 von 100 Punkten schnitt dieses Kriterium 2021 am besten ab.