
IAB-Forschungsbericht: Bei Verteilung auf Zugang zum Arbeitsmarkt achten
Die Integration von Geflüchteten aus der Ukraine in den Arbeitsmarkt wird, ähnlich wie bei anderen Geflüchteten, voraussichtlich einen längeren Zeitraum in Anspruch nehmen. Zu diesem Schluss kommt das Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in seinem Forschungsbericht 04/2022 unter dem Titel: „Geflüchtete aus der Ukraine: Eine Einschätzung der Integrationschancen.“ Autor Herbert Brücker rät: Bei der Verteilung der Geflüchteten in Deutschland die Präferenzen der Betroffenen und die Integrationschancen in den Regionen berücksichtigen.
Seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine am 24. Februar 2024 sind dem Bericht zufolge bis zum 20. März 2022 3,6 Millionen Menschen aus der Ukraine geflüchtet. Auf dem Höhepunkt zehn Tage nach Kriegsausbruch sind täglich 210.000 Menschen geflohen, inzwischen hat sich diese Zahl bei 65.000 bis 70.000 Personen pro Tag stabilisiert.
In Deutschland wurden bis zum 22. März 232.000 Geflüchtete gezählt. Die tatsächliche Zahl könnte aufgrund der Visumsfreiheit erheblich höher sein. Zu Ankunft und Verbleib der zunächst nach Berlin Geflüchteten liegen bislang keine verlässlichen Zahlen vor. Anders als 2015 sei noch völlig offen, ob die Geflüchteten länger in Deutschland bleiben oder in ihr Heimatland zurückkehren werden, heißt es in dem Bericht weiter. Humanitäre Fragen stünden deshalb zunächst im Vordergrund.
Dem IAB-Bericht zufolge sind rund 50 Prozent der Geflüchteten aus der Ukraine Kinder, unter den erwachsenen Geflüchteten ist der Frauenanteil sehr hoch. Ein hoher Anteil der Bevölkerung in der Ukraine hat Hochschulabschlüsse erworben, unter den Frauen ist der Anteil höher als unter den Männern. Bereits in der Vergangenheit belief sich der Anteil der Hochschulabsolvent:innen in der Bevölkerung aus der Ukraine in Deutschland auf 50 Prozent.
Integration ist längerfristiger Prozess
Das „Humankapital“ der bereits in Deutschland lebenden Migrant:innen aus der Ukraine habe bislang nur teilweise in den deutschen Arbeitsmarkt transferiert werden können, betont der Bericht. So seien die Anteile der Personen, die komplexe Experten- und Spezialistentätigkeiten ausüben, sehr viel geringer als die Anteile der Hochschulabsolvent:innen, die Anteile der Personen, die Helfer- und Anlerntätigkeiten ausüben, dagegen mit rund 30 Prozent recht hoch.
Sobald sich abzeichne, dass die Geflüchteten aus der Ukraine länger in Deutschland oder der EU bleiben müssen, sollte die vorläufige Aufenthaltserlaubnis analog zu der von anerkannten Flüchtlingen nach der Genfer Flüchtlingskonvention auf drei Jahre verlängert werden, heißt es weiter. Längerfristige Bleibeperspektiven könnten Planungssicherheit herstellen und die Integrationschancen weiter verbessern. Bei der Verteilung der Geflüchteten auf die Länder und Kommunen sollten Integrationsaspekte, insbesondere die Chancen für eine spätere Integration in den Arbeitsmarkt, berücksichtigt werden.
Hier finden Sie den IAB Forschungsbericht zum Nachlesen:
https://www.iab.de/185/section.aspx/Publikation/K220323P2T