
In welchen Berufen die meisten qualifizierten Arbeitskräfte fehlen
Trotz der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung bleibt die Fachkräftesituation in der Bundesrepublik angespannt. Besonders in den Gesundheits- und Sozialberufen sowie im Handwerk ist der Bedarf an qualifizierten Fachkräften groß, zeigt eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Demnach fehlen bundesweit fehlen mehr als 530.000 qualifizierte Arbeitskräfte.
Zwar die die Fachkräftelücke zuletzt aufgrund der Wirtschaftskrise um fast 13 Prozent zurückgegangen, heißt es in der Studie. Dennoch falle es vielen Unternehmen schwer, passend qualifizierte Arbeitskräfte zu finden. Das spürten auch die Verbraucher immer mehr im Alltag – beispielsweise bei den Wartezeiten für einen Termin in der Autowerkstatt. Rein rechnerisch blieben zwischen Juli 2023 und Juni 2024 vier von zehn offenen Stellen unbesetzt.
Fachkräftelücke in der Kinderbetreuung und -erziehung am größten
Die meisten Fachkräfte fehlten derzeit in der Kinderbetreuung und -erziehung. Zuletzt blieben dort der Studie zufolge mehr als 21.000 offene Stellen unbesetzt. Hinzu komme, dass bundesweit etwa 300.000 Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren fehlten. Die Folge: Viele Eltern müssen ihre Kinder selbst betreuen und daher ihre Arbeitszeit reduzieren.
Auch in den Elektro- und Handwerksberufen sei die Fachkräftelücke groß. In der Bauelektrik fehlten mehr als 18.000 Fachkräfte mit abgeschlossener Berufsausbildung, was zu verzögerten Bauvorhaben führe. Auch im Maschinenbau werde trotz verringerter Auftragslage händeringend nach Personal gesucht. So fehlten in der elektrischen Betriebstechnik fast 14.000 Fachkräfte, in der Maschinenbau- und Betriebstechnik seien es mehr als 12.500.
Fachkräftesicherung noch aktiver gestalten
Die Politik müsse weitere Stellschrauben betätigen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, betonen die Autor:innen der Studie. Sie könne erstens Beschäftigte ohne berufliche Qualifikation aus- und weiterbilden und zweitens Anreize schaffen, damit ältere Beschäftigte über das Renteneintrittsalter hinaus arbeiteten.
Auch die Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland müsse die Bundesregierung weiter erleichtern: „Das neuaufgelegte Fachkräfteeinwanderungsgesetz bietet gute Wege. Diese Chance muss jetzt genutzt werden“, sagt IW-Ökonom Jurek Tiedemann. „Zudem muss die Politik dringend die bürokratischen Hürden bei der Visavergabe und der Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen reduzieren.“
Quelle: Institut der Deutschen Wirtschaft, Pressemitteilung vom 17. Oktober 2024:
https://www.iwkoeln.de/presse/pressemitteilungen/jurek-tiedemann-gero-kunath-dirk-werner-in-welchen-berufen-die-meisten-fachkraefte-fehlen.html