Gutachten lotet Chancen und Herausforderungen aus
Online-Hilfe-Plattformen, „digital Streetwork“, virtuelle Beratungsräume: Die digitale Migrationsberatung hat sich etabliert. Doch die Diskussion geht weiter. Wie können erhobene Daten mithilfe von Künstlicher Intelligenz optimal genutzt werden, um die Beratungsqualität zu steigern und den Zugang zu verlässlichen Informationen zu erleichtern? Und wie können Ratsuchende durch KI gestärkt werden?
Diesen Fragen stellt sich ein Gutachten der Technischen Hochschule Nürnberg über die Einsatzmöglichkeiten von Künstlicher-Intelligenz-Software in aufsuchenden, digitalen Angeboten der Migrationsberatung. Demnach wird KI bisher noch sehr wenig genutzt. Internationale Studien zeigten jedoch ein Unterstützungspotenzial für die Prozesse und Zielgruppen der Migrationsberatung auf. Beim Einsatz von KI müssten jedoch technische, rechtliche und ethische in den Blick genommen werden. Datenschutz, Transparenz und Vermeidung von Bias seien dabei zentrale Themen, heißt es.
Zugleich sei der Erfolg der jeweiligen Anwendung maßgeblich von der Akzeptanz der betreffenden Zielgruppen abhängt. Daher sollte dieser Aspekt sehr früh bei der Planung von KI-Anwendungen mitbedacht werden, so die Gutachter. Die individuellen Bedürfnisse und Lebenswelten der Ratsuchenden müssten bei der Entwicklung und Implementierung von KI in der aufsuchenden Beratung berücksichtigt und ihre Bedenken und Skepsis adäquat aufgegriffen und beantwortet werden. Wichtig dabei: Transparenz. Nutzende sollten verstehen können, auf welcher Basis ein Modell seine Entscheidungen trifft.
Das Gutachten beschreibt zudem elf mögliche Einsatzszenarien für KI in der digitalen Migrationsberatung, darunter die computergestützte Analyse von Texten, Chatbots zu spezifischen Fragestellungen, digitale Assistenzsysteme zur Unterstützung der Beratenden sowie KI-gestützte Messtools oder Redaktionssysteme.
Zusammenfassend wird betont, dass der Einsatz von KI in der digitalen Migrationsberatung nicht mehr eine Frage nach dem „Ob“, sondern nach dem „Wie“ darstellt. Es gelte Lösungen zu finden, die technische, ethische sowie datenschutzrechtliche Voraussetzungen gleichermaßen berücksichtigen und den Bedürfnissen der Zielgruppe entsprechen. Entscheidend ist für jegliche Entwicklung von KI-Systemen sei vor allem die Qualität der Daten: Qualitativ hochwertige digitale Migrationsberatung könne nur in einem reflektieren und abgestimmten Zusammenspiel zwischen Mensch und Technik gewährleistet werden.
Lehmann, R., Albrecht, J., Domes, M., Petrlic, R., Bradl, M., Burghardt, J., Kiener, D., Stieler, M., Wi-derhold, J.P. & Zauter, S.: Gutachten über die Einsatzmöglichkeiten von Künstlicher-Intelligenz-Software in aufsuchenden, digitalen Angeboten der Migrationsberatung. Minor – Projektkontor für Bildung und Forschung. Berlin 2022.