Ein Rückblick auf das Jahr 2023 bei ARRIVO BERLIN
Mit Beginn des Jahres 2023 war ARRIVO BERLIN in eine neue zweijährige Förderperiode gestartet. Dabei mussten die zehn Teilprojekte aufgrund der angespannten Haushaltslage zum Teil erhebliche Mittelkürzungen verkraften. Die Folge: weniger Personal und weniger Angebote für Geflüchtete. Ein Jahr später ziehen wir eine erste Bilanz: Zwar konnten etwa ein Viertel weniger Menschen mit Fluchthintergrund als in den Vorjahren beraten oder in den Projekten gecoacht werden. Dennoch gelang es den Teilprojekten, annähernd die gleiche Zahl an Teilnehmenden in eine Ausbildung oder einen Job zu bringen, wie 2022.
Im vergangenen Jahr hatten sich die Krisen der Vorjahre weiter fortgesetzt: Inflation und gebremster Konsum, steigende Zinsen, gedämpfte Bautätigkeit und rückläufige Industrieproduktion, aber auch der zunehmende Fachkräftemangel und der Ukrainekrieg – all das wirkte sich auf die Wirtschaft und die Arbeitsmarktsituation in Deutschland aus.
Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt verbesserte sich 2023 bundesweit gegenüber dem Vorjahr zwar leicht. Dennoch bleiben die Zahlen weiterhin unter dem Niveau vor Ausbruch der Coronapandemie und die Passungsprobleme nahmen weiter zu, so das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB). In Berlin sank die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge mit 14.643 sogar ganz leicht um 0,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr (14.709).
ARRIVO BERLIN konnte im vergangenen Jahr 708 Menschen mit Fluchthintergrund auf ihrem Weg in den Beruf unterstützen: mit Beratung und Verweis auf passende externe Angebote, mit Coaching, Sprachkursen, Workshops und Assessments, mit Unterstützung bei der Anerkennung von beruflichen Abschlüssen und natürlich bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz oder einem Job. 2022 hatten noch 955 Geflüchtete die Angebote des Projektverbunds wahrnehmen können. Damit sank die Zahl der unterstützten Personen aufgrund geringerer Kapazitäten in den Projekten in diesem Jahr um rund 25 Prozent.
213 Geflüchtete erfolgreich in Ausbildung, Arbeit oder Qualifizierung gebracht
In der angespannten Ausbildungsmarktsituation konnten die Teilprojekte dennoch für 139 Menschen mit Fluchthintergrund einen Ausbildungsplatz und für 57 Menschen ein Jobangebot finden. 17 Geflüchtete konnten sich über eine Einstiegsqualifizierung (EQ) oder Nachqualifizierung (NQ) fit für den Arbeitsmarkt machen. Insgesamt gelang für 213 Menschen der Einstieg in eine berufliche Zukunft. 2022 waren es 233 Personen gewesen.
Mit der Unterzeichnung eines Ausbildungsvertrages hört der Unterstützungsbedarf von Geflüchteten auf dem Weg in eine berufliche Zukunft nicht automatisch auf. 83 junge Geflüchtete wurden deshalb während ihrer Ausbildung durch das bei der Berliner Handwerkskammer angesiedelte Projekt ARRIVO BERLIN Ausbildungscoaching unterstützt. Zudem beriet das Projekt „Wege zum Berufsabschluss“ 34 erwachsene Geflüchtete mit Berufserfahrung intensiv zu Umschulung, Nachqualifizierung oder Anerkennungsverfahren mit dem Ziel des Berufsabschlusses.
Die Angebote von ARRIVO BERLIN beschränken sich jedoch nicht auf das Suchen und Finden eines Ausbildungs- oder Arbeitsplatzes. Seit ihren Anfängen ist die enge Vernetzung und Zusammenarbeit mit Betrieben ein Herausstellungsmerkmal der Ausbildungsinitiative. So führte das ARRIVO BERLIN Servicebüro für Unternehmen 2023 insgesamt 182 Beratungen von Unternehmen durch und unterstützte Betriebe systematisch bei der Einstellung und Integration von geflüchteten Menschen.
Trend von 2022 setzt sich fort: Mehr Frauen in den Projekten
Zwei Jahre nach dem „Sommer der Flucht“ waren 2017 nur rund 19 Prozent der Projektteilnehmenden Frauen gewesen. Ihr Anteil stieg 2022 auf rund 40 Prozent und im vergangenen Jahr auf knapp 45 Prozent an. Darunter ist auch eine zunehmende Zahl von geflüchteten Frauen aus der Ukraine, die nach erfolgreichem Abschluss von Integrations- und Sprachkursen nun in den Beruf einsteigen wollen.
All diese Zahlen spiegeln jedoch nur einen Teil unserer Arbeit wieder. So führen wir telefonisch, schriftlich und persönlich unzählige Verweisberatungen durch und unterstützen Geflüchtete bei den unterschiedlichsten Fragestellungen. Dabei geht es nicht nur um Ausbildung und Beruf. Immer wieder suchen wir für Menschen mit Fluchthintergrund auch nach den besten Kontakten und Lösungen zu Themen wie Aufenthaltsrecht und Behördengänge, zu Alltagsproblemen wie Wohnungssuche oder Kinderbetreuung sowie zu Fragen zu Trauma oder Diskriminierung.
Insgesamt beriet und begleitete die Ausbildungsinitiative ARRIVO BERLIN seit 2017 knapp 6.400 Geflüchtete auf Ihren Weg in eine berufliche Zukunft. Mehr als 1.700 Geflüchtete fanden in den vergangenen sechs Jahren mit Unterstützung von ARRIVO BERLIN eine Ausbildung oder Arbeit. Das Servicebüro für Unternehmen führte seit 2017 mehr als 1.330 Betriebsberatungen durch und das Projekt ARRIVO BERLIN Ausbildungscoaching unterstützte in dieser Zeit 311 Menschen während der Ausbildung – und trug damit maßgeblich zu vielen erfolgreichen Ausbildungsabschlüssen bei.