Ehrenamtliche Unterstützer fördern Deutschkenntnisse und Lebenszufriedenheit von Geflüchteten
Welche Bedeutung hat ehrenamtliches Engagement der Zivilgesellschaft für die Integration von Geflüchteten? Das Leibnitz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim (ZEW) ist dieser Frage nachgegangen und stellt in ihrer im November 2021 veröffentlichten empirisch-gestütztem Kurzexpertise fest: In Regionen mit besonders hohem ehrenamtlichem Engagement haben Geflüchtete signifikant häufiger Kontakt zu Deutschen, eine höhere Lebenszufriedenheit und bessere Deutschkenntnisse.
Nach Angaben des ZEW engagieren sich in Deutschland zwischen drei und sechs Millionen Menschen in rund 90.000 zivilgesellschaftlichen Organisationen der Flüchtlingshilfe, vor allem in den Bereichen Bildung, Erziehung oder Sport. Dabei weisen Regionen mit einem höheren Pro-Kopf-Einkommen eine höhere Dichte an zivilgesellschaftlichen Akteur:innen auf.
Diese zivilgesellschaftlichen Akteur:innen übernähmen vor Ort wichtige Aufgaben in der Koordination und Organisation von Unterstützungsangeboten und leisteten damit einen wichtigen Beitrag für die Integration von Geflüchteten und den Austausch mit der einheimischen Bevölkerung, so das ZEW. „Durch die Unterstützung von Ehrenamtlichen und zivilgesellschaftlichen Organisationen knüpfen Geflüchtete soziale Kontakte und erhalten Zugang zu Netzwerken, die auch auf dem Arbeitsmarkt eine wichtige Rolle spielen: Knapp die Hälfte der Geflüchteten, die bereits beschäftigt sind, haben ihren aktuellen Job über Freunde oder Bekannte gefunden.“
Zwar lasse sich insgesamt kein unmittelbarer Zusammenhang zwischen zivilgesellschaftlichem Engagement und der Wahrscheinlichkeit, dass Geflüchtete eine Arbeit finden, feststellen, heißt es in dem Bericht weiter. Jedoch fänden Geflüchtete mit Universitätsabschluss durch ehrenamtlich Engagierte im Durchschnitt besser bezahlte Jobs.
Ein deutlicherer Einfluss zeigt sich beim Spracherwerb: Dort, wo sich die Menschen stärker für Geflüchtete engagieren, fühlten sich diese nicht nur insgesamt wohler, sie hätten auch signifikant bessere Deutschkenntnisse, so das ZEW. Vor allem Frauen und Geflüchtete mit niedrigem Bildungsstand, die im Durchschnitt weniger gut integriert und mit offiziellen Hilfsangeboten schwerer zu erreichen sind, profitierten beim Spracherwerb besonders stark von freiwilligem Engagement vor Ort.
Der Bericht geht auch auf die aktuelle Situation von Geflüchteten während der Corona-Pandemie ein und konstatiert: „Auch wenn die Datenbasis dieser Kurzexpertise nur bis zum Jahr 2019 reicht, lassen die Ergebnisse vermuten, dass Geflüchtete besonders darunter gelitten haben dürften, dass während der Covid-19-Pandemie viele persönliche Kontakte weggebrochen sind.“ Dies könne deutliche negative Auswirkungen auf den Spracherwerb und das generelle Wohlbefinden von Geflüchteten gehabt haben.
Für die ZEW-Kurzexpertise „Wir schaffen das! Zivilgesellschaftliches Engagement und die soziale Integration von Geflüchteten“ wurden unterschiedliche repräsentative Befragungsdaten herangezogen, insbesondere die jährliche IAB-BAMF-SOEP-Befragung zur Lebenssituation von Geflüchteten in Deutschland.
Hier finden Sie eine Zusammenfassung und den IAB- Kurzbericht zum Download: