ARRIVO BERLIN beim Gespräch zum Job-Turbo im Bundeskanzleramt
Am 22. Februar haben wir Hemd gegen Hoodie getauscht für ein Treffen zum Job-Turbo im Kanzleramt. Verschiedene Beratungsorganisationen der Arbeitsmarktintegration Geflüchteter aus ganz Deutschland waren eingeladen, vor dem Sonderbeauftragten der Bundesagentur für Arbeit, Daniel Terzenbach, ihre Rückmeldungen, Sorgen und Wünsche zu äußern. Für den Projektverbund war Nadja Türke, Projektleitung des ARRIVO BERLIN Servicebüros für Unternehmen, dabei.
Der Job-Turbo zielt darauf ab, vor allem Personen, die aus der Ukraine geflohen sind, schneller in Beschäftigung zu vermitteln – zur Not auch erst einmal mit geringen Deutschkenntnissen. Flankierend dazu sollen vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) neue Berufssprachkurse „Job“ eingeführt werden.
Berufsbegleitend und praxisnaher sollen die neuen Sprachkurse sein, damit die Deutschkenntnisse nun nicht mehr vor der Aufnahme einer Beschäftigung erworben werden sollen, sondern währenddessen. Auch die Qualifizierung oder Anerkennung soll nicht mehr im Vorfeld, sondern beschäftigungsbegleitend stattfinden. Möglich macht das unter anderem das Qualifizierungschancengesetz.
Es gab weitestgehend Zustimmung für die Stoßrichtung des Job-Turbos. Allerdings wurde mehrfach die Sorge geäußert, dass die Parallelität – Weiterqualifizierung und Deutschkenntnisse verbessern neben dem Beruf – in der Praxis dann doch schnell misslingt. Sei es, weil es an Kinderbetreuung fehlt, Arbeitgeber nicht freistellen oder keine Sprachkurse zustande kommen. Gerade wir vom ARRIVO BERLIN Servicebüro erinnern uns an die Idee, ausbildungsbegleitende Sprachkurse branchenbezogen an den Berufsschulen zu etablieren. Was sich leider in der Umsetzung aus verschiedenen Gründen als kaum umsetzbar herausstellte, sodass es bis heute nur wenige ausbildungsbegleitende Sprachkurse gibt.
Dazu kommt die Befürchtung, dass der enorme Druck, der auf den Jobcenter- Mitarbeitenden lastet, dazu führt, dass die Jobsuchenden per se in Helfer-Tätigkeiten gedrängt werden. Anstatt individuell die Berufserfahrung und Pläne der jeweiligen Person zu berücksichtigen und diese zielstrebig dazu zu befähigen, als Fachkraft eingesetzt werden zu können. Als eine Fachkraft, die die deutsche Wirtschaft dringend braucht. Eine Erfahrung, die Teilnehmende von ARRIVO BERLIN bereits gemacht haben.
„Wir arbeiten in und mit einem System, was nicht optimal ist – und nie optimal sein wird“ sagte Terzenbach bei dem Treffen. Er verstehe aber den Job-Turbo als lernende Maßnahme. Und am Ende bedankte er sich für die Einblicke aus der Praxis: „Ich habe schon lange nicht mehr so viel mitgeschrieben.“