Zuwanderung als Chance
Eine im November 2021 erschienene Bertelsmann Studie befasst sich mit dem steigenden Fachkräftemangel in Deutschland. Sie zeigt kein optimistisches Bild in der Zukunft: Laut Einschätzung deutscher Unternehmen werden künftig noch weniger Fachkräfte zur Verfügung stehen als bisher angenommen. Abhilfe schaffen könnte vermehrte Rekrutierung im Ausland.
Etwa 66 Prozent der 7.500 befragten Unternehmen verzeichnen der Studie zufolge einen noch größeren Mangel an Fachkräften als vor Jahresfrist angenommen –Tendenz steigend. Besonders groß (45 %) ist der Mangel an Fachkräften mit abgeschlossener Berufsausbildung.
Regionale und sektoren-abhängige Unterschiede
Der Fachkräftemangel fällt je nach Region, Branche, Berufsbild und Qualifikation unterschiedlich aus. So ist der Analyse zufolge beispielsweise der Fachkräftemangel innerhalb des Gesundheitssektors am größten und in allen Bundesländern bemerkbar. 65 Prozent der befragten Unternehmen sehen hier eine Verschärfung des Mangels an Fachkräften und rechnen damit, dass sie im kommenden Jahr weniger Fachkräfte zur Verfügung haben werden, als sie benötigen.
Rekrutierung von ausländischen Fachkräften durch die Unternehmen: ein Ansatz
Rund 16 Prozent der befragten Unternehmen setzen auf die Rekrutierung von Fachkräften aus dem Ausland, die Mehrheit fokussiert bei der Entgegensteuerung des Fachkräftemangels vor allem die Verbesserung von Ausbildungsverhältnissen im eigenen Betrieb, gute Modelle zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sowie Weiterbildungsmöglichkeiten. Als Gründe für die Zurückhaltung bei der Unternehmen bei der Rekrutierung von Fachkräften aus dem Ausland, werden laut Umfrage die schwierige Einschätzung ausländischer Qualifikationen sowie unpräzise Vorstellungen von Bewerber_innen beschrieben.
Neues Fachkräfteeinwanderungsgesetzt als Chance?
Die Bertelsmann Stiftung setzt zur Entgegensteuerung des Fachkräftemangels große Hoffnung in das im Jahr 2020 neu beschlossene Fachkräfteeinwanderungsgesetz: Dessen Instrumente sollten in der Praxis konsequent umgesetzt werden. Hier schlägt die Stiftung vor, noch stärker als bis jetzt auf Kompetenzfeststellungs- und Anerkennungsverfahren zu setzen, um die informellen und formalen Erfahrungen und Qualifikationen sicht- und vergleichbar machen können.
Um den Bedarf an Fachkräften mit abgeschlossener Ausbildung zu decken, sollten sich Unternehmen zudem gezielter um Arbeitskräfte mit mittlerer Qualifikation bemühen. So könnten etwa Ausbildungspartnerschaften zwischen Deutschland und anderen Ländern geschlossen werden, um ausländische Qualifikationen mit dem deutschen System der dualen Berufsausbildung vereinbaren zu können. Hier fordern sowieso schon 57 Prozent der befragten Unternehmen transnationale Vereinbarungen zu Vermittlung oder Ausbildung von Fachkräften.
Für die Studie wurden zwischen 10. August und 03. Oktober 2021 rund 7.500 Entscheider_innen aus unterschiedlich großen Unternehmen in Deutschland befragt.
Die Ergebnisse der Studie zum Nachlesen:
Aktuelle Zahlen Januar-Dezember 2020:
www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Statistik/AsylinZahlen/aktuelle-zahlen-dezember-2020.pdf