Mehr Wissen über Rassismus und Diskriminierung notwendig
Diskriminierung und Rassismus auf dem Arbeitsmarkt, insbesondere gegenüber geflüchteten Menschen, ist ein gut belegtes Phänomen. Wie lässt sich eine diskriminierungsfreie und rassismussensible Zusammenarbeit gestalten? Reflexionen aus der Wissenschaft und der Praxis liefern Dr. Johnny Van Hove und Felicitas-Morgaine Keller von der TK ARRIVO BERLIN in einem Beitrag für das Arbeitsmarkt- und Integrationsmagazin „clavis“ der Zentralstelle für die Weiterbildung im Handwerk e.V.
Eine Befragung der Antidiskriminierungsstelle des Bundes kam 2016 zu dem Ergebnis, dass mehr als 60 Prozent der Geflüchteten am Arbeitsplatz bereits Diskriminierung auf Basis ihres Aufenthaltsstatus, ethnischer Herkunft oder ihrer Sprachkenntnisse erfahren hatten. Durch Vorurteile, Ausgrenzung, Abwertung und Diskriminierung bleibt ihnen eine betriebliche Integration oft verwehrt. Hier sind Unternehmen gefordert, eine rassismussensible Betriebskultur zu etablieren.
In ihrem Artikel setzen sich Keller und Van Hove mit verschiedenen Studien zum Thema auseinander. So kommt der Arbeitssoziologe Werner Schmidt in seiner Untersuchung „Geflüchtete im Betrieb – Integration und Arbeitsbeziehungen zwischen Ressentiment und Kollegialität“ zu dem Ergebnis, dass mehr Vielfalt und mehr Zusammenarbeit zu mehr Akzeptanz führen. Eben Louw und Katja Schwabe wiederum weisen in Ihrem Band „Rassismussensible Beratung und Therapie von Geflüchteten“ auf die Bedeutung systematischer Reflektion, Sensibilisierung und Fortbildung hin.
Mehr Wissen über Rassismus und Diskriminierung helfe, um die subtilen Formen der gruppenbezogenen Abwertung in den Blick nehmen zu können, betonen Keller und Van Hove. Rassismussensible Arbeit gehöre somit zu der notwendigen Fachlichkeit und Professionalität für alle, die mit geflüchteten Menschen arbeiten – in Betrieb und in der Beratung.
Auch wenn sie häufig kein explizites Diversitätskonzept vorlegen könnten, hätten Handwerksbetriebe aufgrund der alltäglich praktizierten engen Zusammenarbeit durchaus einen Vorteil bei der Förderung von Diversität, so die Autor_innen weiter. In der Zusammenarbeit mit Betrieben im Rahmen von ARRIVO BERLIN zeige sich auch, dass insbesondere bei kleineren Handwerksbetrieben Mitarbeitende es sich häufig zu ihrem persönlichen Anliegen machen, Auszubildende mit Fluchthintergrund adäquat zu begleiten.
Felicitas-Morgaine Keller und Johnny Van Hove: Rassismussensible und diskriminierungsfreie Zusammenarbeit mit Geflüchteten. In: Zentralstelle für die Weiterbildung im Handwerk (Hrsg.): clavis – Schlüssel zu Integration und Vielfalt in Arbeitsmarkt und Gesellschaft. Ausgabe 02/2021, S. 12-13.
Hier finden Sie das Magazin zum Download: