BAMF-Kurzanalyse zu Deutschkenntnissen von geflüchteten Frauen und Männern
Zwar verbessern sich die Deutschkenntnisse Geflüchteter mit zunehmender Aufenthaltsdauer in Deutschland. Dabei zeigen sich jedoch weiterhin beachtliche Geschlechterunterschiede. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Kurzanalyse des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Demnach verfügen geflüchtete Frauen auch nach einer längeren Aufenthaltsdauer in Deutschland im Durchschnitt über weniger Deutschkenntnisse als geflüchtete Männer. Die Gründe sind vielschichtig.
Die Kurzanalyse untersucht Geschlechterdifferenzen beim Erwerb von Deutschkenntnissen von Geflüchteten, die in den Jahren 2013 bis 2019 nach Deutschland gekommen sind. Datengrundlage sind die ersten sechs Erhebungswellen der IAB-BAMF-SOEP-Befragung von Geflüchteten, die in den Jahren 2016 bis 2021 erhoben wurden.
Als Erklärungsansätze für die Unterschiede nennt die Analyse die Einbindung in familien- und haushaltsbezogene Aufgabenbereiche, die Teilnahme an Deutschkursen, die Kontakte zu Deutschen und die bildungs- und literalisierungsbezogene Ausgangslage von geflüchteten Frauen. So wirke sich etwa das Vorhandensein von kleinen Kindern nur bei den Frauen nachteilig auf den Erwerb von Deutschkenntnissen aus. Hingegen sei bei Männern kein statistischer Zusammenhang zwischen Elternschaft und Deutschkenntnissen erkennbar.
Auch verfügten geflüchtete Frauen zum Zeitpunkt der Einreise im Durchschnitt seltener als geflüchtete Männer über mittlere und höhere Bildungsabschlüsse und ihnen fehlten häufiger Schreib- und Lesekenntnisse auch in ihrer Erstsprache. In Deutschland hätten sie im Vergleich zu geflüchteten Männern durchschnittlich seltener Berührungspunkte mit der deutschen Bevölkerung. Sie wendeten mehr Zeit für familienbezogene Aufgaben und Hausarbeit auf, seien seltener erwerbstätig und nähmen weniger häufig als Männer an Integrations- und Sprachkursen teil.
Mehr Lerngelegenheiten notwendig
Als möglicher Ansatzpunkt für Handlungsoptionen zur Verbesserung der Sprachlernbedingungen geflüchteter Frauen kommt der Analyse zufolge die Entlastung von Aufgaben im Familienkontext etwa durch die Bereitstellung von Angeboten zur Kinderbetreuung in Betracht. Auch müssten bessere Zugangsmöglichkeiten zu den Integrationskursen sowie die Unterstützung des Aufbaus von Kontakten und Netzwerken geschaffen werden.
Bei der konkreten Ausgestaltung entsprechender Initiativen sei zu berücksichtigen, dass die Ausgangsbedingungen für den Spracherwerb bei Frauen häufig auch durch fehlende Zugangsmöglichkeiten zu Bildung und zum Erwerb von Lese- und Schreibkompetenzen in den Herkunftsländern geprägt sind. Maßnahmen sollten daher nach Möglichkeit auch auf Personen mit fehlenden Lese- und Schreibkompetenzen zugeschnitten und für diesen Personenkreis verständlich und zugänglich sein, heißt es in der Analyse.
Der Kurzbericht zum Download:
https://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Forschung/Kurzanalysen/kurzanalyse1-2024-iab-bamf-soep-geschlechterunterschiede-deutschkenntnisse.pdf?__blob=publicationFile&v=8
Weitere Informationen:
https://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Forschung/Kurzanalysen/kurzanalyse1-2024-iab-bamf-soep-geschlechterunterschiede-deutschkenntnisse.html