Studie zu Ukraine-Geflüchteten: viele Hochqualifizierte aber wenig Deutschkenntnisse
Ukrainer, die nach Deutschland geflohen sind, fühlen sich mehrheitlich gut aufgenommen. Es gibt jedoch viel Unterstützungsbedarf etwa beim Erlernen der deutschen Sprache, bei der Arbeitssuche und bei der Kinderbetreuung. Dies sind zentrale Ergebnisse der repräsentativen Studie „Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland“, für die 11.225 geflüchtete Ukrainer:innen in der Zeit zwischen August und Oktober 2022 befragt wurden.
Seit Kriegsbeginn am 24. Februar 2022 sind rund 1,1 Millionen Menschen aus der Ukraine nach Deutschland gekommen, die Mehrheit in den ersten drei Monaten. Das Statistische Bundesamt geht davon aus, dass knapp eine Million in Deutschland geblieben sind. Die meisten erwachsenen Geflüchteten sind Frauen (80 Prozent). Viele von ihnen sind ohne Partner (78 Prozent), aber mit minderjährigen Kindern (48 Prozent) aus der Ukraine geflohen
Die bundesweite Studie wurde vom Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), dem Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB), dem Forschungszentrum des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF-FZ) und dem Sozio-ökonomischen Panel (SOEP) am DIW Berlin erstellt. Im Fokus standen die Lebensumstände und die damit verbundenen zentralen Unterstützungsbedarfe der ukrainischen Geflüchteten in Deutschland.
Die Mehrheit will arbeiten
Die Geflüchteten haben ein im Vergleich zur Bevölkerung im Herkunftsland hohes Bildungsniveau: 72 Prozent verfügen über meist akademische Bildungs- oder Ausbildungsabschlüsse und fast die Hälfte der Erwachsenen sind jünger als 40 Jahre. Nur wenige Geflüchtete gaben jedoch zum Befragungszeitpunkt gute Deutschkenntnisse an (4 Prozent). Die Hälfte der Befragten besuchte allerdings einen Deutschkurs.
Knapp 80 Prozent wollen möglichst schnell arbeiten. Im Oktober 2022 waren jedoch nur 17 Prozent der Ukrainer:innen berufstätig. Notwendig seien insbesondere ausreichende Betreuungsangebote für die Kinder, betonen die Autor:innen der Studie. Nur 22 Prozent der Kinder unter drei Jahren und 60 Prozent der Drei- bis Sechsjährigen gehen den Angaben zufolge in eine Kita.
Mehr als ein Drittel will in Deutschland bleiben
Die Bleibeabsichten der Geflüchteten sind heterogen: 37 Prozent wollen mehrere Jahre oder ganz in Deutschland bleiben, 34 Prozent bis zum Kriegsende, zwei Prozent noch ein weiteres Jahr und 27 Prozent wissen es nicht. Mehr als die Hälfte der Menschen (60 Prozent) sind nach Deutschland gekommen, weil sie hier Verwandte oder Freunde haben. 44 Prozent haben regelmäßige Kontakte zu Deutschen. Drei Viertel der Geflüchteten wohnen in privaten Wohnungen, nur neun Prozent in Gemeinschaftsunterkünften.
Die Geflüchteten bewerten ihren Gesundheitszustand überwiegend als gut, ihre Lebenszufriedenheit ist im Vergleich zur deutschen Bevölkerung der Studie zufolge aber deutlich geringer. Auch das psychische Wohlbefinden der Kinder fällt im Vergleich zu anderen Kindern in Deutschland niedriger aus. Besonderen Unterstützungsbedarf äußerten die Befragten insbesondere beim Erlernen der deutschen Sprache, bei der Arbeitssuche, der medizinischen Versorgung und der Wohnungssuche.