Wieder mehr Geflüchtete und Betriebe unterstützt
Nach einem leichten Rückgang im von Corona geprägten Jahr 2021 konnte der Projektverbund ARRIVO BERLIN im vergangenen Jahr wieder mehr Geflüchtete auf ihrem Weg in Ausbildung oder Arbeit begleiten. 2022 berieten, orientierten und coachten die zehn Teilprojekte fast 1.000 Menschen mit Fluchthintergrund und halfen Betrieben bei der Suche nach Auszubildenden. In den ersten Monaten beeinflussten die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie noch die Arbeit, ab März 2022 stellte der Ukraine-Krieg den Projektverbund vor neue Herausforderungen.
Trotz schwieriger Wirtschaftslage mit Energiekrise, Corona-Pandemie, gestörten Lieferketten, Fachkräftemangel und Ausbruch des Ukrainekrieges konnte die Ausbildungsinitiative im vergangenen Jahr 955 Menschen mit Fluchthintergrund unterstützen. Das waren rund 100 Geflüchtete mehr als 2021 (848). Das ARRIVO BERLIN Servicebüro für Unternehmen führte zudem 240 Beratungen von Betrieben durch und unterstützte diese systematisch bei der Einstellung und Integration von geflüchteten Menschen.
Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt hatte sich 2022 gegenüber dem Vorjahr nicht wesentlich verbessert. Analysen des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) zufolge stieg die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge in Berlin mit 14.709 nur leicht gegenüber 2021 (14.427) an. Das Ausbildungsmarktgeschehen verblieb damit weiter deutlich unter jenem im Vor-Corona-Jahr 2019 mit 15.981 abgeschlossenen Verträgen.
233 Geflüchtete erfolgreich in Ausbildung, Arbeit oder Qualifizierung gebracht
In dieser angespannten Ausbildungsmarktsituation konnten die Teilprojekte dennoch 162 Menschen mit Fluchthintergrund in eine Ausbildung und 54 Menschen direkt in einen Job bringen. 17 Geflüchtete konnten sich über eine Einstiegsqualifizierung (EQ) oder Nachqualifizierung (NQ) fit für den Arbeitsmarkt machen.
Weitere 54 junge Geflüchtete wurden während ihrer Ausbildung durch das Projekt ARRIVO BERLIN Ausbildungscoaching unterstützt. Denn mit der Unterzeichnung eines Ausbildungsvertrages hört der Unterstützungsbedarf von Geflüchteten auf dem Weg in eine berufliche Zukunft nicht automatisch auf. Zudem beriet das Projekt „Wege zum Berufsabschluss“ 32 erwachsene Geflüchtete mit Berufserfahrung zu Umschulung, Nachqualifizierung oder Anerkennungsverfahren mit dem Ziel des Berufsabschlusses.
Mehr Frauen und Geflüchtete aus der Ukraine
Rund 40 Prozent der unterstützten Geflüchteten waren im vergangenen Jahr Frauen. Ihr Anteil stieg damit im Vergleich zum Vorjahr deutlich an (2021: 23%). Zwei Jahre nach dem „Sommer der Flucht“ waren es 2017 sogar nur 19 Prozent gewesen. Die Gründe für den Anstieg sind vielschichtig. Ein Faktor liegt jedoch sicherlich auch in der systematischen und gezielten Ansprache von Frauen im Rahmen der Akquisearbeit der Teilprojekte sowie der Entwicklung von frauenspezifischen Angeboten wie dem Werkstattkurs für Frauen bei den ARRIVO BERLIN Übungswerkstätten (siehe auch Artikel: In ihrer Kreativität kaum zu bremsen).
Nach dem Beginn des Ukraine-Krieges im Februar 2022 flüchteten im Laufe des Jahres rund 100.000 Ukrainer:innen nach Berlin (siehe auch Artikel: ARRIVO BERLIN kann auch Arbeit). Auch ihnen bot die Ausbildungsinitiative Unterstützung an. Die Mitarbeitenden der Teilprojekte organisierten Beratungs- und Orientierungsgespräche, vermittelten in Sprachkurse und besuchten Gemeinschaftsunterkünfte. Eine Herausforderung stellten insbesondere aus der Ukraine geflüchtete Menschen aus Drittstaaten dar, da diese nur unter bestimmten Voraussetzungen einen Schutzstatus und damit Zugang zu Sprachkursen und den Arbeitsmarkt erhielten.
Insgesamt 5.600 Geflüchtete in den vergangenen sechs Jahren unterstützt
Insgesamt unterstützte die Ausbildungsinitiative ARRIVO BERLIN seit 2017 mehr als 5.600 Geflüchtete auf Ihren Weg in eine berufliche Zukunft. Die Zahlen der jährlichen Teilnehmenden lagen zwischen 800 und 1.000 Personen mit Fluchthintergrund. Im Durchschnitt konnte jedes Jahr rund ein Viertel von ihnen einen Ausbildungsvertrag unterschreiben oder ein Stellenangebot annehmen: Mehr als 1.500 Geflüchtete fanden in den vergangenen sechs Jahren mit Unterstützung von ARRIVO BERLIN eine Ausbildung oder Arbeit.
Seit ihren Anfängen ist die enge Vernetzung und Zusammenarbeit mit Betrieben ein Herausstellungsmerkmal der Ausbildungsinitiative. Das Servicebüro für Unternehmen führte seit 2017 rund 1.150 Betriebsberatungen durch und unterstützte Unternehmen bei der Suche nach geeigneten Bewerber:innen, Sprachkursen, Nachhilfe und Mentor:innen sowie der Klärung von rechtlichen Rahmenbedingungen. Zudem coachte das seit 2018 bei der Handwerkskammer angesiedelte Projekt ARRIVO BERLIN Ausbildungscoaching in den vergangenen Jahren 237 Menschen während der Ausbildung – und trug damit maßgeblich zu vielen erfolgreichen Ausbildungsabschlüssen bei.
Die Zahlen zeigen: auch wenn sich der politische, wirtschaftliche und soziale Kontext mitunter stark veränderte, der Erfolg der Ausbildungsinitiative, Betriebe und Geflüchtete mit gezielter Unterstützung zusammenzubringen, bleibt ungebrochen. Ein Engagement, das angesichts steigender Flüchtlingszahlen einerseits und zunehmendem Fachkräftemangel andererseits weiterhin von herausragender Bedeutung ist.
Quellen:
Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB): Die Entwicklung des Ausbildungsmarktes im Jahr 2022:
https://www.bibb.de/dokumente/pdf/ab11_beitrag_ausbildungsmarkt-2022.pdf