
Langfristige Perspektive und Aufstiegschancen
Auch wenn eine Ausbildung über mehrere Jahre mit großer Anstrengung erworben werden muss, bietet sie insbesondere für geflüchtete Menschen viele Vorteile. Durch den Fachkräftemangel können qualifizierte Mitarbeiter:innen heute und auch künftig mit einem stabilen Einkommen und guten Aufstiegschancen rechnen. Aber auch die Rechtssicherheit verbessert sich durch die Ausbildung.

Gleich eigenes Geld zu verdienen, klingt zunächst verlockend, birgt aber auch zahlreiche Gefahren, so Bettina Franzke in ihrer Handreichung „Geflüchtete in Ausbildung und Arbeit vermitteln“. Denn häufig sind die Einstiegjobs für Geflüchtete Helferberufe mit denen man sich in prekären, gering bezahlten Beschäftigungsverhältnissen bewegt. Außerdem bleibe man mit den Helferjobs häufig parallel im Leistungsbezug oder erlebe Phasen der Erwerbsunterbrechung beziehungsweise Arbeitslosigkeit.
Im Vergleich zum schnellen Geld bei Helferjobs bietet eine abgeschlossene Ausbildung langfristig bessere Verdienstchancen. Fachkräfte werden nämlich nicht nur jetzt, sondern auch künftig händeringend gesucht (siehe Artikel Der Königsweg zur Fachkräftesicherung). „Menschen mit einer abgeschlossenen Ausbildung [sind] selten arbeitslos“, stellt das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) folgerichtig fest. Und betont: Über das ganze Erwerbsleben betrachtet, verdienen Mitarbeitende mit einer Ausbildung im Durchschnitt fast 250.000 Euro mehr als Beschäftigte ohne Ausbildung.
Zugänglichkeit, Sicherheit, Aufstieg
Viele Menschen mit Fluchthintergrund können eine Ausbildung anpeilen. Anerkannte Geflüchtete dürfen ohne Einschränkung eine Ausbildung beginnen. Für Geduldete beziehungsweise Menschen mit einem negativ ausfallenden Asylbescheid gilt: Seit dem Inkrafttreten des Integrationsgesetzes 2016 haben sie einen Anspruch darauf, für die Zeit einer dreijährigen Ausbildung in Deutschland zu bleiben. Finden sie nach erfolgreichem Abschluss Arbeit, die ihrer Qualifikation entspricht, können sie weitere zwei Jahre bleiben („3+2-Regelung“).
Asylbewerberinnen und -bewerber aus „sicheren Herkunftsstaaten“ (derzeit die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union, Albanien, Bosnien und Herzegowina, Ghana, Kosovo, Montenegro, Senegal, Serbien, Mazedonien) dürfen während des gesamten Verfahrens allerdings keine Ausbildung beginnen. Die Berufsausbildung stellt für viele geflüchtete Menschen somit auch die Möglichkeit dar, sich in Deutschland eine rechtssichere Existenz aufzubauen. Auch Unternehmen bekommen Rechtssicherheit über den Aufenthalt des Mitarbeitenden für die Zeit der Ausbildung.
Eine Ausbildung anzufangen heißt, sich eine langfristige Perspektive mit guten Aufstiegschancen aufzubauen, aber auch kurzfristig „weniger Geld zu verdienen, die Zähne zusammenzubeißen und lernen zu müssen“, wie Nadja Türke des ARRIVO BERLIN Servicebüros für Unternehmen auf der Podiumsdiskussion der Fachveranstaltung von ARRIVO BERLIN es im März formulierte. Wichtig sei daher die entsprechenden Kompetenzen in Sachen Sprache aufzubauen, sowie die passende Unterstützung zur Vorbereitung auf die Ausbildung zu holen – zum Beispiel bei ARRIVO BERLIN.
ARRRIVO BERLIN und die Berufe der Zukunft
Die Ausbildungsinitiative fokussiert ohnehin Wirtschaftszweige, in denen Fachkräfte momentan fehlen und auch künftig erhebliche Engpässe entstehen werden. Wer sich den Fachkräftemonitor der Berliner Industrie und Handwerkskammer (IHK) genauer anschaut, der das Fachkräfteangebot und die -nachfrage unter Berücksichtigung bestimmter Berufsgruppen bis 2035 prognostiziert, entdeckt dort sämtliche Branchen und viele Berufe, die von ARRIVO BERLIN unterstützt werden.
Im Gastgewerbe und im Gesundheits-und Sozialwesen werden bis 2035 rund 23.600 beziehungsweise 35.000 beruflich qualifizierte Fachkräfte fehlen. Mitarbeiter:innen für Berufe wie Maurer (2.200 fehlende Fachkräfte), Zimmermann/-frau (3.300), Industriemechaniker:in (2.700) oder (Einzel-)Handelskaufmann/-frau (19.100) werden in Berlin bis dahin in vielen Betrieben fehlen. Damit trägt die Ausbildungsinitiative mit seinen jährlich rund 1.000 Teilnehmende maßgeblich zur Fachkräftesicherung bei.