2035 fehlen in Berlin 377.000 Fachkräfte
Mehrwöchige Wartezeiten für Reparaturen, lange Schlangen am Flughafen, schleppende Bedienung in der Eckkneipe. In den vergangenen Jahren verschärfte sich der Fachkräftemangel, der sich in der Vor-Corona-Zeit bereits klar abzeichnete. Bis 2035 würden alleine schon in der Hauptstadt 377.000 Fachkräfte fehlen. Die duale Ausbildung stelle den „Königsweg“ zur Fachkräftesicherung dar, so die Berliner Industrie- und Handwerkskammer in ihrer aktuellen Ausgabe des Magazins „Berliner Wirtschaft“.
Pressemitteilungen aber auch Alltagserfahrungen vieler Menschen in den vergangenen Wochen belegen exemplarisch: Die Corona-Pandemie hat manche Branchen hart getroffen. Bei Luft- und Bodenpersonal an Flughäfen ging die Beschäftigung bundesweit laut dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) um rund 7.200 Fachkräfte zurück. Im Handwerk sind die offenen Stellen von 2012 bis 2018 nach Angaben des IW durchgängig gestiegen – momentan belaufen sie sich auf rund 200.000. Im Vergleich mit dem Vor-Krisen-Jahr 2019 verlor das Gastgewerbe wiederum nach Angaben des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (DEHOGA) zirka 400.000 Mitarbeiter:innen.
Strukturelle Auslöser
Corona verschärfte in den vergangenen Jahren den Fachkräftemangel, der jedoch vor allem demographisch-strukturelle Auslöser hat. Die Problemlage geht maßgeblich „auf das sinkende Angebotspotenzial zurück“, so die aktuelle Ausgabe der Berliner Wirtschaft, das Magazin der Industrie- und Handwerkskammer (IHK). Durch Fluktuationen (wie in der Corona-Pandemie) und Renteneintritte, insbesondere der sogenannten Babyboomer, gehen die Mitarbeitendenzahlen sukzessive zurück. Das Ergebnis: 2035 werden dem Berliner Arbeitsmarkt nach den vorliegenden Berechnungen der IHK 377.000 Fachkräfte fehlen.
Königsweg Ausbildung
„Entsprechend müssen auf allen gesellschaftlichen Ebenen die Anstrengungen verstärkt werden, der dualen Ausbildung als Königsweg der Fachkräftesicherung wieder mehr Bedeutung zu verschaffen“, unterstreicht das IHK-Magazin. Aber wer Azubis sucht, hat es momentan schwer: Laut dem IW gibt es bundesweit rund 63.000 unbesetzte Stellen, was knapp zwölf Prozent des Ausbildungsangebots entspricht – und das sind nur die, die offiziell bei den Arbeitsagenturen gemeldet wurden. Werden auch die Stellen betrachtet, die aus vielfältigen Gründen nicht bei den Arbeitsagenturen gemeldet werden, liegt dieser Anteil deutlich höher bei knapp 40 Prozent.
Der Anteil unbesetzter Ausbildungsstellen ist besonders hoch in Engpassberufen wie Klempner:in (38,9 Prozent), Fachkraft im Gastronomieservice (37,5 Prozent) oder Beton- und Stahlbetonbauer:in (33,8 Prozent). Die Gründe dafür sind vielfältig, so das IHK-Magazin. „Oft genug passen Jobs und Bewerber nicht zusammen, oder sie finden sich in Zeiten der Pandemie erst gar nicht.“ Zudem beginnen sehr viele junge Menschen lieber ein Studium als eine duale Ausbildung.
Dazu kommt: Manche Betriebe haben geringes Interesse, auszubilden oder schätzen ihre eigenen Möglichkeiten auf der Suche nach den Fachkräften von morgen nicht richtig ein. „Höchste Zeit, sich dieser Entwicklung entgegenzustellen“, so die IHK. „Die Rechnung ist ganz einfach: Wo heute Auszubildende fehlen, gibt es künftig zu wenig Fachkräfte.“
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