Ehrenamtlich Engagierte bei ARRIVO BERLIN
Die 2015 mit dem „Sommer der Flucht“ einsetzende Willkommenskultur in Deutschland ist untrennbar mit dem Engagement tausender Menschen verbunden, die den ankommenden Geflüchteten Unterstützung anboten und sie zum Teil jahrelang begleiteten. Mit dem Beginn des Ukraine-Krieges erstarkte diese Hilfsbereitschaft 2022 erneut. Ehrenamtliche sind heute ein zentraler Bestandteil der Flüchtlingshilfe – und unterstützen direkt oder indirekt auch ARRIVO BERLIN bei der Arbeit.
„Die Unterstützung durch Ehrenamtliche in der Arbeit mit geflüchteten Menschen ist entscheidend für deren Integration und Wohlbefinden“, sagt der Projektleiter von ARRIVO BERLIN Bauwirtschaft, Alexander Hoffmann. „Ehrenamtliche helfen bei Alltagsaufgaben, Sprachvermittlung, sozialer Integration und fördern ein Gefühl der Zugehörigkeit, was wiederum die Lebensqualität der Geflüchteten verbessert und die Integration erleichtert.“
Diese Erfahrung haben alle zehn Teilprojekte von ARRIVO BERLIN in den vergangenen Jahren immer wieder gemacht. Nicht selten wurden und werden Teilnehmende von freiwilligen Helfern etwa aus Willkommensinitiativen oder Patenschaftsprogrammen begleitet. „Sie unterstützen bei der Arbeits- und Ausbildungsplatzsuche und können in dem Prozess eine große Ressource sein, weil sie Netzwerke haben, die Neuzugewanderte oft noch nicht haben“, so Eva Schumacher von ARRIVO BERLIN Wege zum Berufsabschluss.
So wird auch die Kontaktaufnahme mit der Ausbildungsinitiative oft von ehrenamtlichen Unterstützern angebahnt. Die Projektkoordinatorin von ARRIVO BERLIN Gesundheit, Ann-Katrin Molnar, berichtet von einer Juristin, die sechs Drittstaatsangehörige aus der Ukraine an das Projekt vermittelt hat. „Bei allen aufenthaltsrechtlichen Fragen ist sie eine enorme Unterstützung. Sie kennt die entscheidenden Regelungen, hat bei dem Aufenthalt mit Fiktionsbescheinigung unterstützt und begleitet jetzt die Teilnehmenden, die mit der Fiktionsbescheinigung in den Aufenthalt zum Zweck der Ausbildung wechseln.“
Herausforderung Behördengänge
Die Unterstützung von Geflüchteten bei rechtlichen Fragen und Behördengängen ist ein zentrales Einsatzgebiet für ehrenamtliche Helfer. Denn das können die Mitarbeitenden der Teilprojekte aus Kapazitätsgründen selbst nicht leisten. So helfen beispielweise bei ARRIVO BERLIN RingPraktikum Mentor:innen den Geflüchteten immer wieder mal bei der „Alltagsbewältigung“. Für ARRIVO BERLIN Soziales dagegen ist dies derzeit noch eine Wunschvorstellung: „Sehr oft brauchen unsere Teilnehmer:innen Hilfe beim Ausfüllen von Formularen, die mehr mit dem Alltag und den familiären Bedürfnissen zu tun haben“, berichtet Francesca Rizzo. „Es wäre sehr hilfreich, wenn wir durch ehrenamtliche Unterstützer:innen diese Leistung für ein paar Stunden in der Woche anbieten könnten.“
Auch die Sprachbarriere ist eine der Hürden, die Zugewanderte nach ihrer Ankunft in Deutschland überwinden müssen. Um eine Ausbildung beginnen zu können, sind in den meisten Fällen Deutschkenntnisse auf Level B2 Voraussetzung. Hier unterstützt ARRIVO BERLIN etwa durch Sprachcoaches und Deutschkurse. Aber auch ehrenamtliche Angebote standen schon auf dem Programm. Etwa bei ARRIVO BERLIN Hospitality mit einem Sprachcafé, das allerdings im Zuge der Corona-Pandemie eingestellt werden musste.
Mentoring und Coaching
In der Unterstützung von Teilnehmenden, die bereits einen Ausbildungsplatz gefunden haben, kooperiert ARRIVO BERLIN Ausbildungscoaching eng mit der Initiative VerA des SES (Senior Experten Service). VerA steht für Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen: ehrenamtliche Begleiter:innen mit langjähriger Berufserfahrung in der jeweiligen Branche coachen die Auszubildenden bis zum erfolgreichen Abschluss (siehe auch Artikel: Im Tandem erfolgreich durch die Ausbildung). Zudem werden Auszubildende an Projekte des Berliner Landesprogramms Mentoring vermittelt.
Auch das ARRIVO BERLIN Servicebüro für Unternehmen kooperiert mit VerA und dem Landesprogramm. Seit Mai 2021 gibt es zudem eine Zusammenarbeit mit dem Zertifikatsstudium „Deutsch im Mehrsprachigkeitskontext“ der Humboldt-Universität zu Berlin: Im Rahmen eines Praktikums bilden Studierende regelmäßig Sprach-Tandems mit Geflüchteten. Einige von ihnen machen nach den für das Praktikum nötigen Stunden ehrenamtlich weiter (siehe auch Artikel Eine Win-win-Situation für alle).
Etwas zurückgeben
Einen etwas anderen Weg der ehrenamtlichen Unterstützung geht ARRIVO BERLIN mit seinen Zukunftsbotschafter:innen, die aus der Initiative „Botschafter:innen des Handwerks“ der Zentralstelle für die Weiterbildung im Handwerk hervorgegangen sind: Ehemalige Teilnehmende von ARRIVO BERLIN unterstützen den Projektverbund ehrenamtlich dabei, mehr Menschen mit Fluchtgeschichte für duale Ausbildungsberufe zu interessieren und über die Arbeit von ARRIVO BERLIN zu informieren.
„Als ich vor neun Jahren aus Syrien nach Deutschland gekommen bin, wusste ich nicht, was ich machen soll“, sagt Zukunftsbotschafter Alaa Alshihan. „Deswegen habe ich nach meiner Ausbildung beschlossen, dass ich anderen Menschen helfe. […] Helfen tut sehr gut, weil es viele Menschen gibt, die orientierungslos sind, und vielleicht bist du der Richtige, der die Menschen auf den richtigen Weg bringt.“