
Asylanträge nehmen weiter zu
Zusätzlich zu der großen Fluchtbewegung aus der Ukraine wurden 2022 im Vergleich zu den Vorjahren in Deutschland wieder mehr Asylanträge von Schutzsuchenden aus anderen Ländern gestellt. Zum Jahresbeginn fassen wir die Entwicklung der Flüchtlingszahlen zusammen und blicken auf Prognosen, um die Ausgangslage zu verstehen und uns auf den steigenden Bedarf an Integrationsarbeit vorzubereiten.

Weltweit sind nach Schätzungen des Flüchtlingskommissariats der Vereinten Nationen (UNHCR) doppelt so viele Menschen auf der Flucht als noch vor zehn Jahren. Seit Mitte des Jahres 2022 seien es mehr als 100 Millionen (siehe auch Artikel „Wieder mehr Geflüchtete„). In Deutschland sind die Asylanträge im letzten Quartal 2022 besonders deutlich gestiegen, insbesondere im Dezember, mit einem Anstieg im Vergleich zum Vorjahresmonat um 94,5 Prozent.
Im gesamten Jahr 2022 wurden mit 244.132 Asylanträgen rund 28 Prozent mehr als 2021 registriert. Allerdings hatten die Reisebeschränkungen aufgrund der Corona-Krise die Zahl der Asylanträge in Europa zuvor auch zurückgehen lassen.
Die meisten Asylanträge stellen weiterhin Syrer:innen und Afghan:innen. In der Statistik ist nicht mit eingerechnet, dass Deutschland im vergangenen Jahr mehr als einer Million Geflüchteten aus der Ukraine – überwiegend Frauen und Kindern – Schutz geboten hat, da für Ukrainer:innen kein Asylantrag notwendig ist.
Als Stadtstaat hat Berlin, ähnlich wie Bremen und Hamburg, besonders viele Schutzsuchende im Verhältnis zur Einwohner:innenzahl aufgenommen, wie der Mediendienst Integration basierend auf den aktuellen Zahlen des Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) berichtete.
Die EU-Asylbehörde erwartet für 2023 eine weitere Zunahme von Asylbewerbern in der Europäischen Union: „Es ist ziemlich klar, dass die steigenden Antragszahlen in absehbarer Zeit anhalten werden“, sagte die Chefin der EU-Asylbehörde, Nina Gregori, Ende 2022 den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Die geopolitischen Entwicklungen in den Jahren 2021 und 2022 hätten direkte Auswirkungen auf den Bedarf an internationalem Schutz und führten zu einer zunehmenden Vertreibung in EU-Länder. Instabilität und Bedrohungen der menschlichen Sicherheit seien Merkmale der heutigen Welt. Leider seien diese nicht vorübergehend.
Auch die UNO-Flüchtlingshilfe, der deutsche Partner des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen UNHCR, prognostiziert für 2023 ein herausforderndes Jahr für Flüchtlinge, Vertriebene und Staatenlose. Bei vielen Konflikten in Afrika sowie im Nahen und Mittleren Osten seien wirkliche Lösungen noch nicht gefunden, heißt es in einer Pressemitteilung vom 4. Januar (siehe auch Artikel Prognose der UNO-Flüchtlingshilfe). Neben gewaltsamen Auseinandersetzungen seien die ungleichen wirtschaftlichen Auswirkungen von COVID-19, der weltweite Inflationsdruck, die zunehmende Armut und der Klimawandel Auslöser für Flucht und Vertreibung in 2023.
Quellen:
https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/pressemitteilungen/DE/2022/07/chancen-aufenthaltsrecht.html
https://www.bundesregierung.de/breg-de/service/gesetzesvorhaben/asylverfahren-beschleunigen-2139290
https://berlin-hilft.com/2022/09/30/ukraine-berliner-regelung-senat-drittstaatlerinnen-video/
https://www.berlin.de/ukraine/
https://mediendienst-integration.de/migration/flucht-asyl/ukrainische-fluechtlinge.html