Was hinter den Zahlen steckt
Im Jahr 2022 sind im Vergleich zu den Vorjahren wieder mehr Geflüchtete nach Berlin gekommen. Ein Unterschied zu der Fluchtbewegung 2015/2016 ist jedoch, dass in diesem Jahr der überwiegende Teil der Geflüchteten legal aus der Ukraine eingereist ist, ohne Asylverfahren und mit sofortiger Arbeitserlaubnis. Auch die Zahl der Geflüchteten aus anderen Herkunftsländern steigt – und damit der Bedarf an Integrationsarbeit.
Seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs sind bereits mehr als eine Million Geflüchtete nach Deutschland gekommen. Schätzungen zufolge leben allein 100.000 von ihnen derzeit in Berlin. Doch auch die Zahl der Geflüchteten aus anderen Ländern nimmt zu. Das Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) schätzt, dass die Zahl der Menschen, die weltweit auf der Flucht sind, Mitte des Jahres 2022 die Schwelle von 100 Millionen überschritten hat. Damit sind mehr als doppelt so viele Menschen auf der Flucht als noch vor zehn Jahren.
Klimawandel und Corona-Pandemie
Der Klimawandel ist eine der Ursachen für die Zunahme der Fluchtbewegung (siehe auch Artikel Der Klimawandel heizt Konflikte an). Die meisten Menschen fliehen allerdings innerhalb ihrer Herkunftsregionen. Die Reisebeschränkungen während der Corona-Pandemie hatten dazu geführt, dass weniger Geflüchtete nach Europa kamen, und so zu den niedrigen Zahlen in den letzten Jahren beigetragen. Nun sind wieder mehr Geflüchtete aus Herkunftsländern wie Syrien und Afghanistan nach Deutschland unterwegs.
Dem Mediendienst Integration zufolge stellten zwischen Januar und September 2022 134.908 Menschen zum ersten Mal einen Asylantrag in Deutschland. Das entspricht einem Anstieg von rund 34 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum im Corona-Jahr 2021, heißt es in einem Dossier des Mediendienstes. Zum Vergleich: Im Jahr 2015 stellten 441.899 Menschen erstmals einen Asylantrag in Deutschland, etwa ein Drittel von ihnen ist aus Syrien.
Langjährige Erfahrung der Projekte von ARRIVO BERLIN ist gefragt
Für viele Neuankömmlinge ist die Hauptstadt das Ziel: Im September 2022 wurden in Berlin nach Angaben des Landesamts für Flüchtlingsangelegenheiten 1.828 Asylsuchende aufgenommen. So viele waren es seit Februar 2016 nicht mehr.
Die große Zahl an Neuberliner:innen mit Fluchthintergrund zeigte sich auch darin, dass im Oktober mehr als 1.400 Besucher:innen zur IHK-Jobmesse für Geflüchtete kamen (siehe Artikel Unterwegs auf Jobmessen). Sie trafen auf Berliner Unternehmen, die unter Personalmangel leiden. Die Projekte von ARRIVO BERLIN sind gefragt, mit ihrer langjährigen Erfahrung zur erfolgreichen Integration geflüchteter Menschen in Ausbildung und Arbeit beizutragen.
Die Vorsitzende des Sachverständigenrats für Integration und Migration, Prof. Dr. Petra Bendel, sprach sich im ARD alpha Interview dafür aus, dass Integrationsaufgaben wieder stärker in den Blick genommen werden müssten. Nachdem während der Corona-Pandemie Stellen im Integrationsbereich eingespart worden seien, seien nun Ressourcen für die Integrationsarbeit vor Ort wichtig, auch für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, betonte sie.
Quellen:
https://www.unhcr.org/62a9d1494/global-trends-report-2021
https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/berlin-fluechtlinge-kapazitaeten-101.html
https://www.br.de/fernsehen/ard-alpha/programmkalender/ausstrahlung-2981840.html
https://fluchtforschung.net/blogbeitraege/globale-trends-zu-flucht-und-asyl-im-jahr-2021/
https://mediendienst-integration.de/migration/flucht-asyl/zahl-der-fluechtlinge.html#c1713