
ARRIVO BERLIN eröffnet Wege zu guter Arbeit
Unter „Guter Arbeit“ werden sichere, belastungsarme und kollegiale Arbeitsbedingungen verstanden. Dazu gehört auch ein angemessenes Einkommen und Aufstiegsmöglichkeiten. Eine Ausbildung ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg hin zu guter Arbeit. Doch Azubis mit Fluchthintergrund haben besondere Herausforderungen zu meistern. Wir haben mit zwei ARRIVO BERLIN Projekten darüber gesprochen, wie sie Geflüchtete auf dem Weg zu guter Arbeit unterstützen.
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Ein gemeinsames Ziel der zehn Teilprojekte der Ausbildungsinitiative ARRIVO BERLIN ist es, geflüchtete Menschen dabei zu unterstützen, gute Arbeit zu finden. Durch Berufsorientierung, Beratung, Qualifizierung, Coaching, fachspezifische Vorbereitungskurse und berufsbezogenen Deutschunterricht unterstützen die ARRIVO BERLIN Projekte Geflüchtete auf dem Weg in eine sichere berufliche Zukunft.
Das Projekt ARRIVO BERLIN Gesundheit begleitet geflüchtete Menschen, die eine Ausbildung im Gesundheitsbereich, zum Beispiel als Pflegefachkraft absolvieren wollen. Die Projektmitarbeiter:innen empfehlen ihren Teilnehmenden, eine qualifizierte Ausbildung einer Helfertätigkeit vorzuziehen. Dies sei für die berufliche und finanzielle Sicherheit einfach der beste Weg.
ARRIVO BERLIN Hospitality unterstützt seit 2015 junge Geflüchtete bei der Suche nach einer Ausbildung im Hotel- und Gaststättengewerbe, beispielsweise als Koch oder Köchin. Projektleiterin Nasibeh Moazeni sagt: „Ausbildung bedeutet eine erheblich größere Chance in einem dauerhaften, saisonal-ungebundenen Beschäftigungsverhältnis zu landen, das zudem tariflich abgesichert ist“.
Bewährte Arbeitgeber durch langjährige Erfahrung
Beide ARRIVO BERLIN Projekte vermitteln Praktika und Ausbildungsplätze bei bewährten Arbeitgebern. „Durch unsere jahrelange Arbeit in der Ausbildungslandschaft Berlin haben wir viel Erfahrung und Wissen über die unterschiedlichen Betriebe und Berufsschulen sammeln können.“, erläutert die Projektkoordinatorin von ARRIVO BERLIN Gesundheit, Ayda Wolde-Kidan. „Dadurch achten wir bei den Bewerbungen darauf, dass die Teilnehmenden in Berufsschulen und Einrichtungen münden, die genug Unterstützungsangebote zur Verfügung stellen. Wenn wir von mehreren Teilnehmenden hören, dass eine bestimmte Berufsschule oder Einrichtung für die verschiedenen Bedarfe der Auszubildenden kein Verständnis aufbringt oder sich Personal regelmäßig rassistisch äußert, wäre das für uns ein Grund, die Einrichtung auszuschließen.“
Diskriminierung am Arbeitsplatz steht guter Arbeit entgegen (siehe auch Artikel „Dimensionen eines Begriffs“). Überproportional viele Menschen mit Fluchthintergrund sind davon betroffen. Bei den Teilnehmenden von ARRIVO BERLIN Hospitality sind Diskriminierung und unfreundliche Umgangsformen bislang allerdings nur in Einzelfällen ein Thema gewesen. Zudem basierten sie meistens auf Missverständnissen, die durch ein offenes Gespräch schnell ausgeräumt werden konnten.
Vielen Geflüchteten fällt es schwer, Probleme anzusprechen
Durch die Beratung und Unterstützung durch die Projekte von ARRIVO BERLIN werden Geflüchtete auch ihrer Rechte mehr bewusst: „Arbeitsrechte sind ein sehr wichtiges Thema, dass wir vor dem Übergang in Ausbildung und Arbeit regelmäßig in Beratungsgesprächen oder Workshops kommunizieren“, sagt Nasibeh Moazeni. „Die deutsche Arbeitswelt spricht verhältnismäßig offen Missstände an. Für viele unserer Teilnehmenden ist diese Art der offenen Kommunikationen ungewohnt und wird sogar – zumal in hierarchischen Beziehungen der Arbeitswelt – als unhöflich empfunden. Sie reagieren daher oftmals äußerst überrascht auf die Möglichkeit, selber Kritik äußern zu dürfen. Dies thematisieren wir immer wieder in Gesprächen und Workshops.“
Ayda Wolde-Kidan nennt weitere Gründe, wieso viele Geflüchtete vergleichsweise zurückhaltend dabei sind, über Herausforderungen zu sprechen: „Für viele hängt ein gesicherter Aufenthalt oft auch mit dem Ausbildungsplatz zusammen. Dadurch fällt es ihnen zum Teil besonders schwer, Probleme anzusprechen oder Kritik zu äußern, da sie Angst davor haben, ihre Ausbildung zu verlieren.“