Licht und Schatten auf dem Ausbildungsmarkt

Der Ausbildungsmarkt erholt sich langsam von den starken Einbußen, die es mit Beginn der Coronapandemie zu verzeichnen gab. Analysen des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) zufolge wurden 2023 bundesweit 489.200 duale Ausbildungsverträge neu abgeschlossen. Insgesamt verbleibt die Zahl der Neuabschlüsse aber weiterhin um 35.900 Verträge unter dem Niveau von 2019.

Ungenutztes Fachkräftepotenzial

Zwei Studien des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) belegen, dass die Erwerbstätigkeit von Geflüchteten mit der Zeit deutlich ansteigt und dass vergleichsweise viele Personen den Aufstieg in höhere Position schaffen. Und: Auch bei Geflüchteten hängt die Erwerbstätigkeit von Frauen davon ab, wie die unbezahlte Sorgearbeit verteilt ist. Die Politik sollte auf gezielte Qualifizierungsmaßnahmen zur Arbeitsmarktintegration setzen, so das DIW.

Zwischen Verbot und Pflicht

Wer nach Deutschland flüchtet, darf in der Anfangszeit nicht arbeiten. Diese Regelung steht derzeit nicht zuletzt aufgrund des Fachkräftemangels stark in der Diskussion. Die Debattenbeiträge reichen von der Abschaffung aller Arbeitsverbote für Geflüchtete bis zur Einführung einer Arbeitspflicht. Aber wie gut funktioniert die Arbeitsmarktintegration eigentlich derzeit in Berlin? Der Podcast „Checkpoint“ des Berliner Tagesspiegels hat nach Antworten gesucht.

Aktuelle Zahlen

In Deutschland lebten zum Stichtag 30. Juni fast 3,3 Millionen geflüchtete Menschen. Wie die „Neue Osnabrücker Zeitung“ berichtete, sind das rund 111.000 mehr als Ende 2022. Ausreisepflichtig sind acht Prozent der Geflüchteten, das sind fast 280.000 Menschen. Etwa vier Fünftel davon haben eine Duldung, weil sie wegen der Lage in ihrem Herkunftsland nicht abgeschoben werden könnten. Die Zahlen gehen aus einer Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag hervor.

Arbeit oder Sozialhilfe

Die Aufnahme von Geflüchteten in Deutschland im Jahr 2015 und 2016 sorgt noch immer für politische Diskussionen. Immer wieder gibt es dabei auch den Vorwurf der Einwanderung in die Sozialsysteme. Studien zeigen dagegen, dass die Geflüchteten zunehmend gut ausgebildet sind und viele mittlerweile auf Fachkraftniveau arbeiten. Das Nachrichtenmagazin „Exakt“ des MDR zeigt Erfolge und Herausforderung bei der beruflichen Integration auf.

KI in der Migrationsberatung

Online-Hilfe-Plattformen, „digital Streetwork“, virtuelle Beratungsräume: Die digitale Migrationsberatung hat sich etabliert. Doch die Diskussion geht weiter. Wie können erhobene Daten mithilfe von Künstlicher Intelligenz optimal genutzt werden, um die Beratungsqualität zu steigern und den Zugang zu verlässlichen Informationen zu erleichtern? Und wie können Ratsuchende durch KI gestärkt werden? Diesen Fragen stellt sich ein Gutachten der Technischen Hochschule Nürnberg über die Einsatzmöglichkeiten von Künstlicher-Intelligenz-Software.

Entwicklung der Arbeitsmarktintegration

Rund 54 Prozent der 2015 nach Deutschland Geflüchteten waren 2021 erwerbstätig. Das zeigt eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), die am 27. Juli 2023 veröffentlicht wurde. Demzufolge stieg die Erwerbstätigkeit von Geflüchteten gegenüber dem Pandemiejahr 2020 um zehn Prozentpunkte an. Die Studie bestätigt damit Zahlen, die die Bundesagentur für Arbeit (BA) Anfang des Monats vorgelegt hatte.

Gesellschaftliche Sensibilisierung wächst

Das Interesse am Thema Gleichbehandlung ist in der Gesellschaft in den letzten fünfzehn Jahren gestiegen und Antidiskriminierungspolitik findet in der Bevölkerung stärkere Unterstützung. Der Studie „Diskriminierung in der Einwanderungsgesellschaft“ der Bertelsmann Stiftung zufolge geben zudem heute mehr Personen als in früheren Studien an, selbst ethnische, rassistische oder religiöse Diskriminierung erlebt zu haben. Zugleich sehen mehr Menschen Handlungsbedarf.

Fachkräftemangel und Ausbildung im Handwerk

In den letzten zehn Jahren wurden – mit Ausnahme der Zeit Corona-bedingter Einschränkungen – immer mehr Handwerker:innen gesucht. So wurden im Jahr 2022 rund 236.818 offene Stellen in Handwerksberufen ausgeschrieben – mehr als die Hälfte davon (128.891) konnten nicht besetzt werden. Dies geht aus einer neuen Studie des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (KOFA) hervor. Zugleich ging die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge zurück – sowohl in einigen Handwerksberufen als auch in der Summe aller Ausbildungsberufe insgesamt.